Sportfreunde Stiller
Mit dem Kölsch in der Hand und viel Leidenschaft beim Schreien: das Publikum beim Gastspiel der Sportfreunde Stiller aus München.
Das ganze Leben ist ein Quiz, und der Kandidat ist in diesem Fall Rüdiger Linhof. Weil Florian Weber es so will. Der Schlagzeuger drückt die Euphorie-Fanfare von „The Final Countdown“ in sein Miniatur-Keyboard, und so „der Rüde“ den Titel errät, darf er tanzen. Sagt „der Flo“. Verständlicherweise mag der Bassspieler der Sportfreunde Stiller den Knaller der Friseusen-Rockband Europe nicht erkennen – und das, obwohl reichlich Raum zum Tanzen vorrätig wäre. Die Sportis sind in der Stadt, und ein jeder von ihnen hat eine eigene Bühne: Die von Sänger Peter Brugger ist in Bayern-München-Rot ausgekleidet, die von Herrn Weber nach Art der Sechziger mit blauem Tuch bespannt, und Rüdiger Linhof bedient sein Instrument auf neutralem weißem Stoff. Selbstverständlich wie immer auf Socken, und überhaupt ist alles as always. wenn die Sportis konzertieren. Bayerns beste und erfolgreichste Band animiert das Publikum schon mit dem Opener „Der Titel vom nächsten Kapitel“ zum hemmungslosen Hüpfen, kontrolliertem Pogen und freudigem Hände-in-die-Luft-werfen. „Wir freuen uns wie die dreifältigen Schneebären und wünschen angenehme Unterhaltung an diesem Abend hier“, sagt Peter Brugger, und das klingt in etwa so ungelenk, wie sich Buster Keaton in seinen Filmen gebardete, ist aber natürlich gut ausgedacht. Und kommt prima an. Bestens aufgelegt blättern die Sportis durch ihren volkstümlichen Song-Katalog, sie sind und bleiben der gut gelaunte, aber keinesfalls unreflektierte Gegenentwurf zu überintellektualisiertem Rock und Pop.“Ein Kompliment“ ist und bleibt ein wunderbar vertontes Freundschaftsbändchen, von den Songs des neuen Albums labum ist „995er Tief über Island“ ein Ankommer, und sowieso gilt im Auditorium, mehr noch als bei anderen ausverkauften Konzerten: mitten in der Masse stehen, eins sein mit anderen, die man gar nicht kennt, aber für eine Weile ganz gut versteht. „Siehst du das genauso?“,fragen die niedlichen Drei hernach, im akustischen Zugabenteil wird eine mäßig originelle Coverversion von Bob Marleys „Redemption Song“ gereicht, und dann stellen die Sportis eine kluge Distanz zu ihrem größten Erfolg her-und bleiben doch ganz bei ihm: Der Peter, der Rüde und der Flo spielen ihr Fußballlied „’54,’74,’90,2006“, den Text gassenhauert die Menge. Die Sportfreunde Stiller sind wohl tatsächlich „dreifaltige Schneebären“. Und die Sugababes nicht Atomic Kitten.
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