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Ärztestreik, der; „Die Ärzte gehen auf die Straße“, „die Ärzte wollen 30 Prozent mehr Geld“ – das war doch bislang nicht ihre Art gewesen?! Die Bevölkerung stand großteiis hinter dem Streik ebenso wie der Entscheidung der Die Ärzte, im Abrechnungsjahr 2006 Soloprojekten nachzugehen. Der Marburger Bund erreichte letztlich halbwegs akzeptable Tarif- und Arbeitszeitregelungen. Während der Berliner Bund eine BAST OF-Anthologie herausgab sowie für den 31.12. eine großangelegte Massendemonstration im Kölner Rhein-Energie-Stadion anmeldete und so Gerüchte um eine baldige endgültige Arbeitsniederlegung der Die Ärzte nährte, welche Verbandssprecher Gonzalez jedoch im ME-Interview zu zerstreuen sich mühte. (Puh. Das war harter Stoff.)

Apple vs. Apple; keine Auseinandersetzung unter Obstbauern. Der langjährige Streit zwischen der Plattenfirma der —- Beatles und dem gleichnamigen Computerkonzern um die Nutzung des Apfel-Logos für den digitalen Musikdienst iTunes und den iPod ging am 8. Mai in London zu Ende. Das Label hatte dem Konzern vorgeworfen, gegen einen außergerichtlichen Vergleich von 1991 verstoßen zu haben, nach dem die Beatles-Firma Apple Corps, die exklusiven Rechte an Namen und Logo im Musikbusiness hat. Das Londoner Gericht urteilte nun, bei iTunes handle es um digitales Entertainment, nicht um eine reine Musikfirma.

Anti-Terror-Datei, die; der Begriff erlebte nach den Londoner Anschlägen vom 7. Juli 2005 eine erste Konjunktur in der politischen Debatte. Gemeint ist damit die geplante gemeinsame Datenbank, die den Informationsaustausch von 38 (!) unterschiedlichen deutschen Ermittlungsbehörden, vom Bundeskriminalamtbiszu den 16 Landesbehörden für Verfassungsschutz, auf Touren bringen soll. Nach den verhinderten Bahn-Attentaten der Kofferbomber am 31. Juli und einem möglicherweise geplanten Anschlag während eines Nena-Konzerts in Gelsenkirchen im August erhielt das Thema neue Brisanz. Das Innenministerium legte im Sommer einen Gesetzentwurf vor, gegen den Datenschützer erhebliche Bedenken geäußert haben.

Apfelmann, der; „Am Samstag fährt er mit dem Wagen zum Wochenmarkt in un’sre Stadt, und wenn dieleuteihn dannfragen, zeigt er, was er zu bieten hat“, sang Jochen Distelmeyer im kuriosen show-stopper „Der Apfelmann“ des neuen Blumfeld-Albums, und er wird damit wohl nicht Steve Jobs gemeint haben. Wenn aber 2006 einer der Apfelmann war, dann der 51-jährige Boss von Apple Computer Inc. Am Dienstag, 10. Januar, fuhr er nach San Francisco zur Apple-World Keynote-Tagung und zeigte, was er zu bieten hat: nämlich mit dem neuen MacBook den ersten Apple-Computer mit Windows-freundlichem Intel-Prozessor sowie die Ankündigung, im Lauf des Kalenderjahres die Apple-Produktpalette auf Intel umzustellen. Der Schmusekurs mit dem Windows-Hersteller und (bisherigen) Erzfeind Microsoft rief Skeptiker auf den Plan, die mit dem Schritt in Richtung Massenmarkt Apples Ansehen und Qualitätsbewusstsein kompromittiert sehen. Jobs selbst gab sich derweil noch mehr den Anschein des Apfelmännchens mit seiner fraktalen Wucherstruktur: Am 24. Januar kaufte Disney die – CGI-Schmiede Pixar; Jobs, der 50,1 Prozent von Pixar hält, ist seither mit sechs Prozent größter Anteilseigner bei dem krakenhaften Unterhaltungskonzern.

Arctic Monkeys, die vier aus – Sheffield sind die vielleicht schnellste Band der 2006 mit leicht abnehmender Wucht weiterrollenden britischen Indie-Welle. Nach zwei Direkt-Nummer-1-Singles Ende 2005 bzw. Anfang 2006 und so noch nie da gewesenem Internet-getriebenem Vorab-Hype kam am 23. Januar ihr Debüt whatever people say I AM, THAT’s wh at i’m not in die Läden und wurde in der ersten Verkaufswoche zum „schnellstverkauften Debütalbum“ der UK-Popgeschichte. Die drei Monate später nachgereichte EP WHO THE FUCK ARE ARCTIC MON-KEYS brachte den medienskeptischen Working Class Heroes bereits erste „Ausverkauf!“-Anwürfe ein – ernstzunehmnder waren da schon die Auslaugungserscheinungen, die bereits in der ersten Jahreshälfte einsetzten: Noch Ende Mai beunruhigte Oasis-Fans die Kunde von einem Tequila-Besäufnis, bei dem der trinkfeste Monkeys-Bassist Andy Nicholson Aftershow-Gast Noel Gallagher in die Flucht geschlagen hatte; Noel werde „wohl langsam alt“. Anden Folgen der Sauferei wird’s nicht gelegen haben, aber nur zwei Wochen später wurde bekannt, Nicholson sei wegen „Erschöpfung“ aus der Band geschieden. Später folgten Meldungen, Nicholson – mittlerweile ersetzt durch Nick O’Malley – wolle zurück in die Band und leide außerdem an Depressionen.