Abspülen? Nicht so gern


Fünf Fragen an Kim Gordon über das neue Sonic-Youth-Album, Krankenschwestern und die Trennung von Beruf und Privatleben.

Euer neues Album trägt den Titel SONIC nurse, und auf dem Cover ist das Bild einer Krankenschwester zu sehen. Gibt es dazu eine Geschichte?

kim gordon: Richard Prince hat eine Serie von Nurse-Bildern gemalt, die uns gut gefallen haben. Das Bild auf dem Cover heißt „Nurse of Green Meadow“, hinten drauf ist „Surfing Nurse“ zu sehen. Er hat Covers von Schundromanen über Krankenschwestern gesammelt, sie auf große Leinwände übertragen und kräftig im De-Kooning-Stil übermalt. Damit greift er, glaube ich, das lächerlich überzogene, sexualisierte Bild von Krankenschwestern auf, wie es in den 5oern und 6oern vorherrschte.

Ihr beide, Thurston und du, seid schon ewig ein Paar. Ist diese Überschneidung von privater und beruflicher Partnerschaft manchmal schwierig ?

Ja, manchmal. Aber wir engagieren uns auch unabhängig voneinander in Nebenprojekten. Thurston schreibt Gedichte und improvisiert mit anderen Leuten, ich mache Kunst und dies und das. Es ist ganz angenehm, hin und wieder etwas Distanz zu gewinnen. So kannst du die Arbeit des anderen bewundern, ohne dir gleich Gedanken machen zu müssen oder gestresst zu sein. (lacht) Denn wenn du als Paar zusammenarbeitest, fällt es schwer, die richtige Perspektive einzunehmen. Wie du schon sagtest, man neigt dazu, die Dinge zu vermengen und durcheinander zu bringen. Und wenn es Ärger in der Band gibt, hast du niemanden zu Hause, bei dem du dich beklagen kannst (lacht). Thurston und ich sind uns natürlich nicht in allen Dingen einig, aber wir versuchen, diese Dinge nicht ins Private mitzunehmen. Wenn wir allein sind, sprechen wir eigentlich nicht über die Band. Es sei denn, wir müssen bestimmte Dinge entscheiden.

Seid ihr manchmal auch bei alltäglichen Dingen uneinig ? Etwa wer das Geschirr spült?

Eigentlich nicht. Ich koche, er spült ab (lacht). Aber auch nur, weil ich eine sehr gute Köchin bin. Gelegentlich übernimmt er das Kochen. Ich meine, Thurston würde schon kochen, aber ich will das nicht, (lacht) Hinzu kommt, dass ich weniger gern abspüle.

Vor einem Jahr ist birty (1992) als Deluxe-Edition erschienen, demnächst soll 600 (1990) folgen. So erfreulich das für Sammler sein mag, ist es nicht etwas merkwürdig, wenn eine Avantgarde/Underground-Band ihre Werke in derartig aufwendig gestalteten Ausgaben wiederveröffentlicht?

In gewisser Weise ja. Aber grundsätzlich finde ich es gut, wenn die Plattenfirma so was machen will. Ich denke, dass unser Backkatalog ein Teil unserer Stärke ist, bin allerdings kein Freund von Remastering um jeden Preis. Das Master von goo wird gut, bei DIRTY habe ich nicht wirklich aufgepasst. (lacht) Ich muss zugeben, dass mir der Klang nicht gefällt. Als Nächstes kommt aber erst mal eine Zusammenstellung unserer Videos auf DVD. Daraufsind auch Interviews mit den Regisseuren wie Spike Jonze, Todd Haynes und Tamra Davis enthalten.

Kommt euch der Bandname Sonic youth nach über 20 Jahren und 20 Alben nicht etwas merkwürdig vor?

Kim Gordon: Nein, wir haben den Namen immer eher unter dem Aspekt seines Science-fiction-mäßigen Klangs betrachtet, (lacht) Das war nie wörtlich gemeint, eher als Metapher.