Air Liquide: Köln, ARTheater
MANCHMAL ÜBERSCHLAGEN SICH DIE EREIGNISSE UND die Verhältnisse kommen von alleine zum Tanzen: Für die Air-Liquide-Show im durchaus hippen ARTheater wäre keine Werbetrommel mehr nötig gewesen-trotzdem lud ein halbes Dutzend über den Stadtrand hinaus bekannter DJs, die Plattenfirma, die größte Tageszeitung am Ort, die Band selbst (Ingmar Koch alias Dr. Walker und Cem Oral alias Jammin‘ Unit) und wer weiß noch alles jeden im Umkreis verfügbaren Elektromusik-Interessierten zur Live-Präsentation des neuen Albums „Anybody Home?“ nach Köln-Ehrenfeld. Die Tausendschaften, die sich letztendlich schwitzend durch die schmalen Gänge und Theatersäle, durch Parterre, Keller und (Luft! Luft! Luft!) Biergarten wälzen, bekommen von der „electronic supergroup“ eine veritable non-stop-dancing-party serviert, die jeden Moment in aller Freundlichkeit zu kollabieren droht. Ingmar Koch, titanischer Knöpfchendreher und Air-Liquide-Beatmaster, fährt sich inmitten der aufreibenden Handarbeit immer wieder mit dem Schweißtuch übers Gesicht und wippt – immer im Blickkontakt mit Kollege Oral und dem Publikum -vor und zurück. Mit bauchigen Synthieschleifen und perkussiven Extrarunden demonstrieren Air Liquide, wie man Maschinenbeats superfunky und schnittig Körper verleiht. Und die Sounds, die Oral in Kochs prächtige Grooves einstreut, verleihen der Party jene Portion Aufgeregtheit, die den Abend immer wieder an den Rand des digitalen Infernos manövriert. Als Live-Extra gibt’s dann noch einen besonderen Leckerbissen: „Up In Smoke“, jenen Track, der nach längerem juristischem Hin und Her wegen eines ungeklärten Samples aus dem War-Song „Low Rider“ wieder vom „Anybody Home?“-Album gestrichen werden mußte.