Albert Hammond: „Ich will kein eingebildeter Superstar sein…!“
In letzter Zeit lässt er sich recht häufig bei uns blicken, der Albert, obwohl er es anfangs gar nicht glauben konnte 'that I was a big star in Germany'. Nun, seit 'It Never Rains In Southern California' sind immerhin erst gerade 12 Monate vergangen, 12 glückbringende Monate für den in Kalifornien wohnenden, spanischstämmigen Engländer, denn Free Electric Band' und 'Peacemaker' haben ebenfalls ganz schön aufgeräumt in unseren heimischen Hitlisten.
HIT-LOKOMOTIVE: TM A TRAIN‘
Vor einigen Wochen, wie gesagt, besuchte Albert Hammond unseren Landstrich erneut, um als Stargast bei Radio Luxemburgs Löwenverleihung in Dortmund zu erscheinen. Bei der Gelegenheit stellte er auch gleich seinen neuesten Single-Titel Tm A Train‘ vor. Für Journalisten und Fotografen hatte Albert zwei Tage zuvor extra eine Vor-Premiere für diesen neuen Song im Schlosshotel Kronberg bei Frankfurt arrangiert, die in halbwegs intimer Party-Stimmung bis in die ersterfMorgenstunden anhielt. Auf dieser Presse-Party bewies er sehr eindrucksvoll, dass Erfolge auch einer Hit-Lokomotive nicht von selbst zugeflogen kommen, sondern, dass man wirklich bis zur Erschöpfung dafür arbeiten muss. Mit beinahe jedem der anwesenden Party-Gäste unterhielt er sich persönlich, egal ob es sich um wichtige Journalisten oder um irgendeine unbekannte Person handelte. Während des ersten längeren Interviews, das Albert im Kreise einiger Rock-Schreiber gab, beantwortete er geduldig alle Fragen, die ihm gestellt wurden, obwohl man ihm ansehen konnte, dass diese Antworten wohl schon zum tausendsten Mal über seine Lippen gekommen sein mussten.
MITTERNACHTS-PLAUSCH OHNE TABU
Nach diesem Interview begab sich der pflichtbewusste Gastgeber noch einmal auf die Party-Runde, Händeschüttetn, Autogramme geben usw… und dann wurde es so langsam gemütlich. Mit zwei, drei Leuten verzog Albert sich so langsam in einen Nebenraum und fing an zu plaudern. Es war wie ein richtige Erleichterung lür ihn, dass er nicht länger auf Routine-Fragen eingehen musste, sondern Anekdoten und Lebensweisheiten loswerden konnte, nach denen auf Presse-Konferenzen wohl kaum einer fragen würde. Dieser Mitternachts-Plausch war jedoch nicht sowas wie die Stunde des Märchenonkels, der schnell noch ein paar flotte Sprüche macht, damit die lieben Kinderlein anscnliessend auch zufrieden schlafen gehen. Im Gegenteil! Recht schnell entwickelte sich das Ganze zu einer lebhaften Diskussion ohne jedes Tabu.
SIND STARS MENSCHLICHE WRACKS?
Wie man sich denn so fühlt als Superstar, wollte ich gerne wissen. Darauf meinte Albert freimütig: „Ich hab‘ inzwischen soviele sogenannte Superstars getroffen, die mir unheimlich arrogant und unfreundlich vorkamen, dass ich auf den ganzen Star-Rummel lieber verzichten würde, als so zu werden wie einige meiner ‚Kollegen‘. Ich will kein eingebildeter Superstar sein. Natürlich ist es nicht immer leicht, mit beiden Beinen auf dem Teppich zu bleiben, wenn man zum Beispiel auf Tournee ist und den ganzen Tag lang nur angehimmelt wird. Ein trauriges Beispiel: Ich hab‘ neulich wochenlang im selben Studio zu tun gehabt wie Paul Simon, aber es war einfach nicht möglich, sich auch nur einmal in Ruhe mit ihm zu unterhalten. ‚Hello‘ und ‚Good bye‘ das war alles. Paul ist für mich einer der grössten Komponisten unserer Zeit, aber menschlich gesehen, kommt er mir vor wie ein Wrack. Mich wundert deshalb auch nicht, wenn er mit seiner Frau und seinen Kindern dauernd Probleme hat.
… HÖR‘ ICH AUF MIT DEM KARRIERE-LEBEN‘
Vor einiger Zeit kam ich von einer Konzert-Tournee zurück und war froh, endlich wieder die Ruhe in meinem Haus in Beverly Hills gemessen zu können. Als mein Sohn da jedoch wie ein Verrückter rumlärmte, gingen mir die Nerven durch – deshalb hab‘ ich ihn schliesslich aus meinem Zimmer rausgeschmissen. Sekunden später wurde mir aber schlagartig klar, wie gross die Gefahr ist, dass man durch seine Karriere das gute Verhältnis zu nahestehenden Mitmenschen zerstören kann. Die Geschichte mit meinem Sohn war mir eine gute Lehre. Bevor meine Familie darunter zu leiden hat, hör.‘ ich auf mit dem Karriere-Leben, das mir jetzt allerdings noch sehr viel Spass macht.“