Wie heißt es doch in Filmen so schön: Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen sind rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt. Daß Graham Bonnet, seines Zeichens Sänger und Kopf der jungen Hardrock-Formation Alcatrazz, im Hollywood-Streifen „Another State Of Mind“ als James Dean agieren soll, ist kein Zufall. Denn ähnlich sind sich beide in gewisser Weise: Sowohl der früh verstorbene Leinwand-Held als auch der singende Rockstar teilen ein gemeinsames Problem: die Depressionen.
Es war zum Verzweifeln… Obwohl Graham Bonnet, den Michael Schenker einmal als „einen der Welt besten Sänger“ mit viel Lorbeeren bedachte, bereits 1968 mit den Marbles und deren Hit „Only One Woman“ ein Frühstart gelang, hatte seine Karriere über Jahre hinweg etwas Tragisches an sich. Wann immer er gerade auf der Siegerstraße fuhr, spielte ihm sein weiches Herz für harte Drinks einen bösen Streich. Und er stand wieder einmal im Abseits.
Erst mit seinem Einstieg bei Ritchie Blackmores Rainbow 1979 schien sich sein Blatt zu wenden, doch nach nur einer LP DOWN TO EARTH kam das bittere Ende, auch diesmal vorzeitig. Ähnlich erging es ihm auch bei der Michael Schenker Group: 1982 ein gemeinsames Album ASSAULT ATTACK – und „poor old“ Graham durfte sich die Papiere holen. Es sollte einfach nicht sein…
Anfang 1983 mehrten sich die Anzeichen für sein Comeback. Er war endlich clean und clever genug, sich die richtigen Musiker für seine eigene Band Alcatrazz selbst zu suchen. Ein gebürtiger Schwede namens Yngwie Malmsteen an der Gitarre, drei Amerikaner, der Ex-Alice-Cooper-Drummer Jan Uvena und die beiden ehemaligen New-England-Leute Jimmy Waldo am Baß und Gary Shea Keyboards, sowie der Brite Bonnet bildeten den Stamm der Truppe. „Diese Band ist was ganz Besonderes“, kommentiert Graham die Entstehung der Band. „Zuerst hatte ich gedacht, es würde nicht klappen, aber nach wenigen Wochen Probe stimmte plötzlich die Richtung.“
Von nun an ging es bergauf. Gleich die Debüt-LP NO PAROLE FROM ROCK ‚N 1 ROLL, 1983 auf dem kleinen amerikanischen Rocshire-Label erschienen und inzwischen in Deutschland veröffentlicht, sorgte in den Staaten für Furore. Alcatrazz‘ Hardrock, den Bonnet mit „Heavy Metal für Leute, die denken können“ umschreibt, könnte für ihn endlich einmal eine solide Basis sein. Die Depressionen jedenfalls ist Bonnet (vorerst) los.
