Alison Moyet
Als Einstimmung gab’s Little Feat vom Band: „Skin It Up“. Da konnte eigentlich nichts schiefgehen. Doch das Vorprogramm Person To Person verpaßte gleich einen Dämpfer: Glatt und gesichtslos wirkte das Quintett, das modischen Brit-Pop mit den ständig strapazierten schwarzen Anleihen zelebrierte. Spandau Ballet & Co. klingen kaum anders.
Dann Alf. Ein impulsives, langgezogenes Intro zu „Love Ressurrection“ eröffnet ihre Show. Die Live-Version von Alison Moyets erstem Solo-Hit wirkt viel aggressiver und fetter im Sound. Eine erfreuliche Tatsache, die für alle Songs des Abends gelten sollte.
Auch das zunächst brav wirkende Publikum teilt diese Erkenntnis: Vom ersten Titel an steht und tanzt man auf den Sesseln des viktorianischen Plüsch-Theaters.
Die korpulente Lady und ihre Zehn-Mann-Begleitband wissen die Gunst der Stunde zu nutzen. „Invisible“, „That’s The Way Love Is“ und „Midnight“ kommen in rauhen, bissigen Arrangements. Die drei Bläser stoßen ins Horn, wie man’s von alten Soul-Orchestern in bester Erinnerung hat. Die zwei Herren und die Dame am Mikro zelebrieren – ganz im alten Gospel-Showstil akustisches und visuelles Entertainment erster Güte. Keyboard. Baß, Gitarre und Schlagzeug schmieden einen Drive, der keine Ruhepole und oder gar Flauheiten aufweist. Das groovt wie bei einer klassischen Soul-Revue.
Überhaupt, die ex-Yazoo-Sängerin macht kein Hehl aus ihre Zuneigung zu altem Soul und Rhythm & Blues. Der Oldie „What Becomes Of The Broken-Hearted“ fehlt ebensowenig wie eine wunderschöne Version von Billie Holidays „That Good Old Devil Called Love“.
Gerade die Balladen – „All Cried Out“, „Winter Kills“ und „Only You“ (beide aus Yazoo-Zeiten) – rücken das ungemeine Stimmvermögen der 25jährigen ins rechte Licht. Sie verfügt über die füllige, stolze Figur, die man ansonsten eher mit einer Opernsängerin assoziiert. Daher die ungeheur voluminöse Kraft, die in ihren Gesang einfließt.
Ohne Zweifel: Alison Moyet zählt zu den neuen, großen Soul-Sängerinnen unserer Tage. Eine Motown-Lady der 80er Jahre.