Alles so schön bunt hier


SYD BARRETT The Madcap Laughs/Barrett (EMI, 1970) Um seine Person ranken sich Mythen: Pink Floyd-Oberhaupt Barrett brannte im 67er „Summer Of Love“ im LSD-Dauerrausch aus. Noch vor seinen langjährigen Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken, nahm das heute zurückgezogen bei seinen Eltern lebende Ex-Genie zwei Alben auf: Skurriler Acid-Folk-Rock mit noch verrückteren Lyrics.

THE BEATLES Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (EMI, 1067) Das wohl bekannteste Werk der Fab Four setzte Maßstäbe: monatelange Studiosessions, collagenartige Übergänge, detailbesessene Arrangements und ein üppiges Klappcover. Der teils drogeninspirierte Surrealismus von ‚A Day In The Life‘, ‚Being For The Benefit Of Mr. Kite‘, und ‚Lucy In The Sky With Diamonds‘ ist nach wie vor unerreicht.

THE BYRDS Younger Than Yesterday (Edsel. 1967) Bevor sie endgültig zum Country konvertierten, schwebten die Byrds drogenberauscht auf Orientteppichen: Sphärische Selbstbekenntnisse wie ‚Everybody’s Been Burned‘, ‚Mind Games‘ und ‚Renaissance Fair‘ geben den Ton an, Sänger Roger McGuinn glänzt Business-kritisch mit ‚So You Wanna Be A Rock’n’Roll Star‘ und metaphernreich bei ‚CTA-102‘.

DONOVAN Sunshine Superman (Epic. 1966) Der ehemalige Ostermarsch-Poet und übereifrige Dylan-Jünger Donovan widmete SUNSHINE SUPERMAN mit authentischen Sitarkiängen und Tabla den „Überbringern fernöstlicher Gaben“. Im Räucherstäbchenduft auf Samtkissen gebettet, verfaßte er haschischrauchend seine besten Songs: ‚Season Of The Witch‘, ‚The Trip‘ und ‚The Fat Angel‘.

FAMILY Music In A Doll’s House (See For Miles/TIS, 1968) Ihr Debüt mit ausgefallenen Mellotronklängen, Phasing- und Stereoeffekten überwachte kein geringerer als Traffics Dave Mason. Unsterblich wurde die von Roger Chapman angeführte Family durch Jenny Fabians infame Romanautobiographie ‚Groupie‘. Unter dem Pseudonym Relation erlebt die Band den bizarren Sex-Drugs-&-Rock’n’Roll-Alltag der späten Sixties.

GRATEFUL DEAD Aoxomoxoa (WEA, 1969) Eigentlich waren die Haight-Ashbury-Kommunarden aus Frisco die Acid Protagonisten schlechthin. Doch erst mit dem dritten Werk gelang die Gratwanderung, für den Sonnengott Ra zelebrierte Improvisationen und verspielten Blues unter einen Hut zu bringen. Die Hommage an Sektenführer Charlie Manson (‚Cosmic Charlie‘) entstand noch vor dessen Bluttaten.

JEFFERSON AIRPLANE Surrealistic Pillow (RCA, 1967) Jefferson Airplane unterzeichnete als erste Fnsco-Band bei einem Major-Label. Fürs zweite Album warben Gitarrist Paul Kantner und Sänger Marty Baiin „Eisstimme“ Grace Slick von den rivalisierenden Great Society ab. Sie brachte zwei Titel mit, die zu Klassikern wurden: das Alice-ln-Wonderland-inspirierte ‚White Rabbit‘ und die free-love-Hymne ‚Somebody To Love‘.

PINK FLOYD The Piper At The Gates Of Dawn (EMI, 1967) Beflügelt von LSD, das CEuvre der Autoren Kenneth Graham und U.R. Tolkien im Hinterkopf, schrieb Syd Barrett das surrealistische Floyd-Debüt fast im Alleingang: Außer Fabelwesen wie ‚Lucifer Sam‘, ‚Scarecrow‘ und ‚The Gnome‘ faszinierten ihn auch Weltraumausflüge (‚Astronomy Domine‘, ‚Interstellar Overdrive‘). Seine Ex-Kollegen danken ihm das noch heute.

ERIC BURDON The Twain Shall Meet (Polydor, 1968) Mit neuer Band zog Burdon ins LSD-Mekka San Francisco, wo er vier Alben einspielte. Am packendsten geriet THE TWAIN SHALL MEET: ‚Monterey‘, das Sixties-Festival schlechthin, wird in gleichnamiger Hymne gewürdigt. „Just The Thought‘ notiert „ins Niemandsland führende Wendeltreppen“. Ebenso halluzinogen:der östliche Mystizismus von ‚All Is One‘.

THE DOORS Strange Days (Elektra, 1968) )im Morrisons exzessiver Gebrauch bewußtseinserweiternder Substanzen führte beim zweiten Album in konträre Gefilde: Mystischen Songs wie dem Titelstück, ‚People Are Strange‘, ‚I Can’t See Your Face In My Mind‘ und ‚Moonlight Drive‘ stand der elfminütige, wütende Ausbruch ‚When The Music’s Over‘ und die rezitativen ‚Horse Latitudes‘ gegenüber.

THE IIMI HENDRIX EXPERIENCE Are You Experienced (Polydor, 1967) HendnxProtege Chas Chandler auf die Frage, ob er jemals ein psychedelisches Erlebnis hatte: „Ich produzierte eines –Jimi Hendrix!“. Mit nie zuvor gehörter Virtuosität legte er eines der besten Debüts der Dekade vor: ‚Manie Depression‘, ‚3id Stone From The Sun‘, ‚May This ße Love‘ und der Titelsong revolutionierten Gi tarrenrock und technisches Equipment.

THE PRETTY THINGS S.F. Sorrow (Edsel, 1968) Noch vor den Rockopern der Who und der Kinks kam das ewig unterschätzte Quintett mit der musikalisch wie poetisch exzellenten Story der imaginären Figur S.F. SORROW rüber. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Sänger Phil May, klangen die Pretty Things unter Pink Floyd-Producer Norman Smiths Ägide experimentierfreudig und abwechslungsreich wie nie.

THE ROLLING STONES Their Satanic Majesties Request (Polydor, 1968) Der .Summer Of Love“ verkehrte sich für die Stones zum Alptraum: Drogenrazzien, Gerichtstermine, Knastaufenthalte, Brian lones‘ Totalkollaps und die Trennung von Manager Oldham. Kaum verwunderlich, daß sie sich bluesabgewandt ‚In Another Und‘ und ‚2000 Light Years From Home‘ versetzt wünschten.

THE SEEDS Futur« (Line, 1967) Eigentlich waren Sky Saxon und seine Seeds dem Garagenpunk zugetan. Noch bevor Saxon nach überreichem Drogengenuß durchknallte, legten sie ihr bestes Werk vor: Komplexe Arrangements und abgedrehte Sounds machen ‚The March Of The Flower Children‘ oder ‚A Thousand Shadows‘ zu Psychedelic-Kleinodien.

THE SMALL FACES Ogden s Nut Gone Flake (POP Almanac, 1068) Als Teenidole belächelt, schlugen Steve Marriott und Co. mit ihrem letzten Album zurück: Die Geschichte von Happiness Stan, der auf der Suche nach der verlorenen Hälfte des Mondes die Traumstadt Happydaystoytown entdeckt, ist ein Rockmärchen voll britischem Wortwitz und codierter Drogenbotschaften.

SOFT MACH INE (TIS, 1968) Benannt nach einer Novelle von William Burroughs, bildeten Soft Machine die unzugänglichste Formation aus Londons Hippieszene: Mit unstrukturierten Kompositionen, einem ausgemachten Faible für Free )azz und elektronischem Instrumentarium avancierten sie dennoch zur Kultband für Intellektuelle.

13TH FLOOR ELEVATORS The Psychedelit Sound Of…

(Decal/Charly, 1966) Der Name des texanischen Quintetts spricht Bände: Der dreizehnte Buchstabe im Alphabet ist M (für Marihuana), amerikanische Gebäude klammern die dreizehnte Etage oft aus — also, höre i3th Floor Elevators, um ein neues Bewußtseinslevel zu erreichen: Dich erwartet derber Garagen-RSB mit chiffrierter Drogen-Lyrik.

TOMORROW Tomorrow (See For Miles/TIS, 1967) Mit Pink Floyd und Soft Machine gaben sie legendäre Happenings im Londoner UFO-Club. Ihre Single ‚My White Bicycle‘ schaffte es nie in die Charts und wurde dennoch zum Kulthit. Von gleicher Güte ist ihr einziger Longplayer — hübsche Melodien im Phasing-Sound, rückwärts gespielte Bänder, bizarre Klangwelten.

TRAFFC Mr. Fantasy (Island, 1967) In ein Landhaus in Berkeshire zogen sich Stevie Winwood, Chris Wood, Jim Capaldi und Dave Mason im Frühsommer ’67 zurück. Dort wurde nicht nur das WG-Lebensgefühl erkundet, sondern auch das folkinspirierte, jazzigkomplexe, durch drei Solostimmen variierte Soundkonzept entwickelt.

THEWHO The Who Seil Out (Polydor, 1967) Bevor die Who mit ‚Tommy‘ ein Thema fürs Feuilleton wurden, fusionierten sie dröhnenden Psycho-Rock mit subtiler Pop-Art: Zyniker Pete Townshend verfaßte eine doppelbödige Hommage an das Kommerzradio, verband Werbespots und lingles mit Hardrock a la ‚I Can See For Miles‘.