Allez-Allez – Vredervburg/Utrecht , Muziekcentrum
Allez Allez 1 – irgendwo da, wo Factory und Fetish noch nicht so grundlos pessimistisch und prätentiös sind, wo es noch Spielraum gibt, den 23 Skidoo mit 7 SONGS Inch für Inch genutzt haben. Allez Allez 2 – ausgelassen, agil, affirmativ … und irgendwo zwischen diesen beiden Polen schreit ein gutes Album nach Luft, AFRICAN QUEEN, ihr Album, war es noch nicht. Allez Allez 3 – am Rande einer Welt voller bierernster Akademiker in viel zu weiten Hosen und ein gelaufenen Sakkos, die ihre alternativen Debilitäten mit möglichst ethnischen Afro/Funk/Salsa-Bruchstükken in Einklang – oder eher Mißklang – bringen und immer noch an die abstruse, vergewaltigte und beiseitegeschobene Avantgarde-Unterwelt glauben.
Allez Allez aus Brüssel laufen Gefahr, in eben dieses gähnend schwarze Loch gedrängt zu werden, obwohl ihre Hosen ordentlich saßen und …, oha, schon sind wir bei der Beantwortung all der Fragen, die sich bei einem Live-Bericht stellen. Also: Was haben sie angehabt? Nichts, worauf ich hier länger eingehen müßte, nur die Hosenträger des Gitarristen verdienen erwähnt zu werden. Und Allez-Chanteuse Sarah, die über die Bühne torkelte wie eine Irokesen-Squaw auf Valium. Wie war die Akustik? Wie in allen Mehrzweckhallen: Schlecht! Wie hat das Publikum reagiert? Mit einer seltsamen Mischung aus Neandertal-Pogo (die Mitglieder von AA waren zu grauer Vorzeit angeblich mal Belgiens erste Punks) und hingebungsvollem, ja beinahe schon rituellem Polka. Allez Allez könnten eine großartige Popband sein, sie haben pfiffige und penetrante Melodien, aber leider auch das Talent, jedem innovativen Augenblick mit einer improvisierten Viertelstunde zu folgen. Die ist, trotz ihres Weltklasse-Percussions-Spielers, genau dann zu Ende, wenn jeder das Eingangsthema garantiert vergessen hat; inclusive Allez Allez selbst. Mehr Methodik, ein 20-minütiger Veitstanz, allez hop!