Alte Bekannte


Damals, in den Siebzigern, hatte der lockige Italiener schon für den angemessenen Soundtrack gesorgt: Wir lagen in Ingrids Kuschelecke, tranken Jasmintee — und Angelo Angelo Branduardis zärtliche Lieder ließen die Räucherstäbchen erbeben. Der studierte Konzertgeiger und Literaturwissenschaftler hat die Pause seit seiner Filmmusik zu „Momo“ genutzt, um sich verstärkt den außereuropäischen Musik-Kulturen zu widmen. Das Ergebnis heißt PANE E ROSE, eine eigenwillige Auffassung von Weltmusik: Afrikanische Marimbas, karibische und südamerikanische Rhythmen verschmelzen zum schmuseweichen, klassisch angehauchten Italo-Ethno mit gelegentlichen Seitensprüngen in den Song-Pop.

„Ich gab erst nach, als Momssey mir fünf Monate lang jede Woche einen Liebesbrief und rote Rosen schickte. Heute sind wir gute Freunde. „Nur wenige Frouen läßt der zartbesaitete Ex-Smiths-Sänger an sich heran. Es müssen schon so dominante Mutter-Figuren wie die 40jährige Sandie Shaw sein, für deren LP-Comeback HELLO ANGEL er mehr als nur Melodien und Texte beisteuerte. Sandie, die 1964 barfüßig den Schlager-Grand-Prix gewann und deren „Puppet On A String“ schon 19 Jahre zurückliegt, erlebt mit Morrissey nicht nur musikalisch ihren dritten Frühling: „Junge Männer sind noch echte Abenteuer und auch sexuell nicht so verklemmt wie die ergrauten Familienväter.“

Daß man auch mit angegrauten Haaren noch spritzig-witzige Musik machen kann, beweist dagegen der amerikanische Jazz-Sänger Bobby McFerrin. Zunächst sah es so aus, als ob sein drittes Album als Solo-Sänger, SIMPLE PLEASU-RES, wieder nur ein Insider-Leckerbissen für Freunde reiner Vokalmusik werden sollte. Doch plötzlich schoß die Single „Don’t Worry“ die Charts hinauf. Bobby, der schon fünf Grammys eingeheimst hat, nimmt den Pop-Ruhm gelassen hin: „Ich war eh nie ein echter Jazzer.“