Amerika ist überall
Angelika Express: „Was bleibt übrig, wenn man von unserer Kultur das Amerikanische abzieht?“, fragt Robert Drakogiannakis, Sänger und Gitarrist des Kölner Trios. „Es ist spannend, herauszufinden, was gut oder schlecht an Amerika ist. Amerikanische Musik etwa möchten wir nicht missen. Dennoch fragen wir uns: Wo ist der europäische Weg?
Als Konsequenz dreht sich die aktuelle Express-EP um die Frage der kulturellen Identität. Solche Inhalte wären der Band früher nicht in den Sinn gekommen, doch die aktuelle politische Großwetterlage, meinen sie, habe die Auseinandersetzung mit dieser Frage provoziert. Heraus kamen fünf kritische Lieder, darunter der Titelsong „Ich bin kein Amerikaner“, den Drakogiannakis nicht als simplen Anti-Amerikanismus verstanden wissen möchte: „Da Amerika überall ist, erscheint eine Anti-Haltung immer platt. Andererseits ist die Politik, Wirtschaft und Kultur der USA sehr offensiv, das führt momentan zu einer eher kritischen Auseinandersetzung.“ Das Grübeln über die eigenen Wurzeln hat dazu geführt, dass die Gitarrenrocker konsequent deutsch singen. Ein eher verzweifelter Versuch, mit der politischen Lage umzugehen, ist „Meine eigene Republik“. Der Text von Bassist Jens Bachmann handelt vom Rückzug ins Private; „Was die Großen machen, ist ihr Ding. Dem muss ich mich nicht unterordnen „, sagt er. „Es gibt einen Punkt, an dem ich sage, mir reicht’s, jetzt konzentriere ich mich auf meinen Alltag und meine Umgebung. “ Leitbild auf der Suche nach dem eigenen Weg war ein Musiker, dessen Werk stets von Respekt und Toleranz geprägt war: „Auch wenn es nicht auf dem Cover steht, ist die Platte eine Hommage an Joe Strummer und The Clash. Sie propagierten keine blindwütige Zerstörung wie etwa die Sex Pistots. Wegen ihrer humanistischen Einstellung haben Clash-Songs heute immer noch Bedeutung“, sagt Robert. „Punk hat Wut in positive Energie verwandelt. Das ist auf jeden Fall besser als olles zu schlucken!“