Andrew Dice Clay: suck my dick
Rassist, Frauenfeid, Nazi: Andrew Dice Clay bringt mit seiner Show halb Amerika gegen sich auf. Die andere Hälfte applaudiert und flucht mit. Jetzt kommt der erste Film des umstrittenen Komikers auch nach Deutschland.
Sinead O’Connor räumte im Frühjahr ’90 weltweit ab. Auch in den USA war ihr „Nothing Compares 2U“ wochenlang Nummer Eins. Die Einladung zu „Saturday Night Live“ war eine selbstverständliche Folge. Die wöchentliche TV-Show, die John Belushi, Eddie Murphy und Bill Murray berühmt gemacht hat, ist bekannt für gewagten, manchmal geschmacklosen Humor. Als die kahle Irin aber erfuhr, wer nach ihr auftreten sollte, verstand sie keinen Spaß mehr: „Entweder Andrew Dice Clay wird ausgeladen, oder ich singe nicht.“ Sinead O’Connor sang nicht. Und Nora Dunn, ein Mitglied der ständigen Show-Besetzung, hielt sich ebenfalls fern. Andrew Dice Clay, für den Frauen vor allem „bitches, sluts, morons“ oder „pussies“ sind, verbuchte die Affäre natürlich als Sieg für sich.
Ein Jahr zuvor, bei der Verleihung der MTV-Awards, live in Amerika und zeitversetzt in den MTV-Kolonien in aller Well, sollte Clay eigentlich nur Cher ansagen. Er nutzte die Situation zu einem Exkurs über anal-orale Sextechniken. Seitdem kann er sich eines MTV-Auftrittsverbots auf Lebenszeit rühmen.
Andrew Dice Clay ist ein gefährlicher Rassist, sagen seine Kritiker, wenn er Farbigen einen „urinfarbenen Teint“ attestiert. Andrew Dice Clay parodiert nur, was alle heimlich denken, sagen seine Verteidiger, wenn er erzählt, daß Schwarze einen extrem langen Penis besitzen. Daß er dies im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung tut und den im Publikum sitzenden Sidney Poitier auffordert, auf die Bühne zu kommen, um den Beweis anzutreten, steigert den Affront ins Absurde.
Trotz drei LPs, ausverkaufter Tourneen und jeder Menge Schlagzeilen war von Andrew Dice Clay bei uns noch kaum was zu hören. „Die Abenteuer des Ford Fairlane“ (Start: 6. 9. ’90) soll das jetzt ändern. Clay spielt darin zwar eine Rolle, einen „Rock n‘ Roll-Detective“, bringt aber viel von seiner Bühnen-Persönlichkeit ein. Wie nicht anders zu erwarten und nicht anders gewollt, konnte auch der Film die Clay-Hasser nicht versöhnen. „Geistlos, hilflos, Müll“, schrieb etwa die „Village Voice“. Und: „Selten waren so viele untalentierte Leute auf einem Haufen.“ Gemeint sind damit Filmpartnerin Priscilla Presley und Regisseur Renny Harlin, der auch „Stirb langsam 2“ inszenierte.
Film hin oder her. zum ersten Augenschein eines neuen Phänomens reicht’s allemal. Wenn ich mir vorstelle, Otto hätte vor 15 Jahren als Standard-Spruch „Suck my dick“ eingeführt und alle, alle beleidigt – mir hätte es vermutlich gefallen.