Andrew W.K.: Hamburg, Schlachthof
Nichts als heiße Luft. Das erste Konzert von Andrew W.K. in Deutschland enttäuschte.
Der Mann hat mindestens sechs gute Freunde. Das sind die Typen, die in seiner Band spielen. Und er hat keine Fans. Das sind die knapp 400 Besucher seiner Show im Hamburger Schlachthof. Kein Vieh, kein Fan, aber trotzdem hier, warum? Zum einen gibt es wohl doch einen Haufen armer Irrer, die auf den Hype reingefallen sind. Die sich, nachdem sie ihre allmonatliche „Ich-will-überall-mitreden“-Lektüre hinter sich haben, nun mal angucken wollen, was dieser „Saviour of Music“ (NME) wirklich draufhat, und miterleben wollen, warum selbst die „Bild“ in ihrer „In & Out“-Liste Andrew W.K.’s „Party Hard “ als „megageile Abgeh-Mucke“ ihren Lesern ans Herz legte. Zum anderen wurden diesmal wohl selbst die Jungs aus der Poststelle der Plattenfirmen mit Freikarten bedacht, solange sie ein paar wenige Voraussetzungen – lange, fettige Haare und verquollenes Gesicht – erfüllten. Die Grundstimmung dieses traurigen Haufens vorm Konzert ist einfach zu beschreiben: Mal schauen was geht, und wenn nix geht, dann gehen halt wir.
Das taten die Ersten dann auch nach einer halben Stunde, für den Rest war der Spuk nach einer Stunde vorbei. Es ging halt nix. Nicht dass Andrew W.K. sich nicht redlich Mühe gegeben hätte. Ganz brav spulten er und seine Mannen ihre zwölf Songs runter, originalgetreu und fast in gleicher Reihenfolge wie auf dem Debütalbum. Dazu rollte der backenbärtige Bassist Gregg Roberts wunderschön mit den Augen, Gitarrist Jimmy Coup verausgabte sich in Zappa-esquen Epilepsie-Anfällen, die anderen entblößten einfach ihre Gymgestählten, schwitzigen Oberkörper und versuchten, bedrohlich hart auszusehen. Andrew selbst tanzte sehr schön. Er verfügt über außerordentliches Standvermögen auf nur einem Bein (mit dem anderen tritt er ständig imaginären Feinden in den Arsch), kann seine Hände 60 Minuten zu Fäusten ballen und hat eine – in ihrer Kontinuität beeindruckende – Grimasse drauf: das entstellte Gesicht eines Speed-Freaks nach Einnahme von fünf „Senior 20“. Das Ganze hätte klappen können. Wenn das Publikum aus besinnungslos betrunkenen Siebtklässlern bestanden hätte, denen man weiter Apfelkorn eingeflößt hätte – zur Not per Intubation. Oder wenn zumindest ein paar echte Fans da gewesen wären, denen solch pubertäres Possenspiel gefällt. Stattdessen aber prallte jegliche Animation an der Ablehnung des Publikums ab. In manchem Zuschauergesicht erstrahlte schon vor Konzertende so etwas wie Genugtuung: Hurra, wir sind dabei, wie ein Medien-Hype enttarnt wird!
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