Arctic Monkeys: Der Hype der Stunde: Bürschchen, aus denen Kerle werden könnten.
Wenn man die Chance hat, sich so nah an die Bühne ranzuwanzen wie im Kultkomplex-Cafe, kann man den Nachwuchs mal genauer inspizieren. Also: Sänger Alex Turner trägt eine Frisur, die man in jedem Rock’n’Roll-Katalog bestellen kann. Gitarrist Jamie Cook hätte auch das neue „Kinderschokolade“-Gesicht werden können; Schlagzeuger Matt Helders würde in keinem Physik-Leistungskurs auffallen, und Bassist Andy Nicholson wurde beim Schulsport garantiert immer als letzter gewählt – heute darf er immer mitspielen. Denn seine Band sind die Arctic Monkeys, und die sind verdammt heiß. Weil sie es mit ihrem gleichermaßen persönlichen und ausgeklügelten Marketing-System – alle Lieder zum Download im Netz, MP3-Files für lau, die Werbemaßnahmen wurden von Fans übernommen – zu einer Nummer eins in den UK-Charts gebracht haben. Eben die ist dann der Opener des Radiokonzerts von „Eins Live“, und natürlich hat „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ alles, was eine Gitarrenrockrakete haben muß: Wumms. Wut. Leidenschaft, Schweiß. Bierdunst. „When The Sun Goes Down“ und „Perhaps Vampires Is A Bit Strong But…“ kriegen die vier Freunde noch zackig und zornig hin – dann geht s bergab. Nicholsons und Cooks Finger sind noch nicht so flink, wie sie für manchen Song sein müßten, und auch wenn Helders meistens Schlagzeugpunktlandungen hinlegt und in der Stimme Alex Turners noch viel mehr Potential liegt, als er womöglich selbst ahnt: Was die Arctic Monkeys sonst auf der Pfanne haben, ist Schülerlotsenrock, Gut gespielt, aber eben doch, Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not heißt das Debüt, und das ist natürlich bedrückend schlaumeiernd. Weshalb sich die Arctic Monkeys bitte hinter die Ohren schreiben, was sie Anfang 2006 sind: Bürschchen. Aus denen mal ganze Kerle werden konnten.
www.arcticmonkeys.com