Aufstand im Hip Hop-Biotop


In Toronto, Kanadas Klein-London, bebt die aktivste Rap-Szene jenseits von New York. Die Dream Warriors zeigen, daß man damit auch weltweit Chart-Erfolg haben kann.

Die Amerikaner waren zu sehr mit sich selber beschäftigt, um zu merken, daß es außerhalb von New York und LA gute Rapper gibt“, lacht Ivan Berry, der quirlige Kapitän der in Toronto beheimateten Rap-Organisation Beat Factory, „die glauben wohl alle, daß man in Kanada nur auf Schnee-Mobilen herumfährt. “ Deswegen kam Berry ein paar Mal nach London und flüsterte den relevanten Stellen die Wahrheit ins Ohr: In Kanada, vor allem in Toronto, lebt eine beachtliche Anzahl von Schwarzen. Und viele von diesen haben Lust zum Rappen. Zum Beispiel Capital Q und King Lou alias Dream Warriors. Auf ihren Singles „Wash Your Head In My Sink“ und „My Definition Of A Boombastic Jazz Style“ werfen sie swingende Jazz-Beats mit Seitenhieben aus dem Reggae und verschmitzten Verbalpossen in die Waagschale und stellen damit einen neuen Wegweiser neben die Rap-Straße. Die LP AND NOW THE LEGACY BE-GINS jongliert weiter mit hirnwitzigen Anspielungen auf Bossanova, Ska, Blue Beat und verschiedene Jazz-Stile. King Lou: „Bei jedem Song fragen wir uns: Wäre Bob Marley unser Vater, oder Martin Luther King, würde er ihn respektieren können?“ Am Anfang wurde die Rap-Vision der Dream Warriors weniger respektiert: „Die Leute vermißten den Standard-Funkbeat. Typisch für diese Einspur-Gehirne.“ Doch die Warriors behielten recht. Berry brachte sie bei der britischen Firma Island unter. Logisch, denn „die kanadische schwarze Bevölkerung hat mehr mit schwarzen Briten als Amerikanern gemeinsam.“

Auch um die anderen 13 Künstler der Beat Factory, Sike, Crush & Skad, Michie Mee, LA Love und Split Personality ist ein Mega-Buzz entstanden. Berry:

„Dabei gibt es noch Dutzende mehr. Wir hatten bloß das Glück, die ersten zu sein.“