Aus der Musikexpress-Ausgabe Januar 1973: Jackson 5 – bald Jackson 6?
Zum dritten Todestag von Michael Jackson erinnern wir an ein Interview, das der Musikexpress 1973 mit den Jackson 5 führte.
Bei ihren Live-Konzerten bringen sie jede Halle zum Toben. Ihr letztes im Madison Square Garden, New York, wo es 20.000 Sitzplätze gibt, war in zwei Stunden ausverkauft. Ähnliches passierte während der anschliessenden Tournee in London, Frankfurt und Amsterdam. Michael Jackson, 14, Lead-Sänger, hat längst auch schon Solo-Aufnahmen herausgebracht, ohne jedoch seine Brüder verlassen zu wollen. Seine bekanntesten Solo-Hits sind ‚Ben‘ und ‚Ain’t No Sunshine‘. Während unseres Interviews sprachen wir im Amsterdamer Hilton Hotel mit Michaels fünf Brüdern und mit Mr. Jackson, dem Vater, der die Gruppe aufgebaut hat und sie auch heute noch betreut.
FRAGE: Wo wohnt ihr in Amerika?
Jackie: Unser eigentliches Zuhause ist in Gary (Indiana). Inzwischen sind wir aber nach Kalifornien umgezogen, und da leben wir jetzt.
FRAGE: Warum seid ihr nach Kalifornien gegangen?
Jackie: Oh, im Showbiz hat man natürlich viel mehr Möglichkeiten in Hollywood als in Indiana. Es ist schon ein Fortschritt für uns, weil man in Kalifornien mehr Auftritte und Shows machen kann als sonstwo. Ausserdem ist das Wetter an der Westküste viel schöner.
FRAGE: Dir sieht man es an, dass Du der Jüngste der Jackson 5 bist.
Randy: Ich bin mit 9 Jahren der Jüngste, aber ich spiele erst seit kurzem in der Gruppe mit.
FRAGE: Dann werden die Jackson 5 sicher bald Jackson 6 heissen. Was spielst Du in der Gruppe?
Randy: Ich singe und spiele auf den Congas.
FRAGE: Wie fühlst Du Dich, wo Du so Jung schon so gross im Show-Business bist?
Randy: Oh, ich fühle mich genau wie alle anderen Kinder in meinem Alter, nur mit dem Unterschied, dass ich sehr viel herumreise. Mir macht das grossen Spass.
FRAGE: Du bist Marion Jackson?
Marion: Ja.
FRAGE: Wie war es, als Du das erstemal öffentlich aufgetreten bist?
Marion: Ich war auch ziemlich nervös, aber ich war glücklich, dass ich mich mit meiner Musik der Öffentlichkeit vorstellen durfte. Etwas Angst hatte ich auch, dass das Publikum vielleicht sauer reagieren könnte.
FRAGE: Stimmt es, dass Dein Vater auch in einer Band gespielt hat?
Marion: Ja, er hat in einer lokalen Band gespielt.
Jermaine: Es ist irre, dass Interviewer immer wieder dieselben Fragen stellen.
FRAGE: Ich kann mir vorstellen, dass das oft passiert. Wie wär’s, wenn Du dir selbst mal eine Frage stellst, die Du gerne beantworten möchtest?
Jermaine: Okay, ich werde etwas über meine Freunde zuhause und über meine Heimatstadt Gary erzählen. Als wir das erstemal von Kalifornien zurück nach Gary kamen, haben wir viele alte Freunde wiedergetroffen. Wir landeten mit einem Hubschrauber neben unserer alten High-School, wo sich viele hundert Fans versammelt hatten. Der Bürgermeister von Gary begrüsste uns, und er verkündete, dass die Strasse vor unserem Haus, die Jackson hiess, in ‚Jackson 5 Boulevard‘ umbenannt werden sollte. Mit dem Auto wurden wir dann zu unserem Wohnhaus gebracht, wo wir die alten Freunde trafen.
FRAGE: Hatte sich deren Verhalten Euch gegenüber in der Zwischenzeit verändert?
Jermaine: Oh ja, bei einigen schon. Sie klebten dauernd an uns mit Fragen wie ‚Erinerst Du Dich noch an mich? Ich bin der und der… Weisst Du noch?‘ Unsere Beziehungen waren nicht mehr so natürlich, jetzt, wo wir berühmt waren.
FRAGE: Du bist Tito Jackson. Welche Instrumente spielst Du?
Tito: Ich spiele Gitarre auf der Bühne und zum privaten Vergnügen ausserdem noch Saxophon, Piano, Kontrabass und Violine.
FRAGE: In der Gruppe singst Du doch auch?
Tito: Ja, natürlich.
FRAGE: Kannst Du etwas über diese Europatoumee erzählen?
Tito: Am letzten Sonntag waren wir in London. Sehr viele Fans begrüssten uns dort bereits auf dem Flughafen. Einige von ihnen hatten dort schon die ganze Nacht vorher auf uns gewartet und viele schwänzten die Schule, um uns sehen zu können. Unter unserem Hotelfenster stand eine ganze Schar Mädchen, die unsere Lieder sangen.
FRAGE: Wie glaubst Du, wirst Du Dich mit Deinen alten Freunden verstehen, wenn ihr von dieser Tournee nach Amerika zurückkehrt?
Tito: Well, ich freue mich schon darauf, sie wiederzusehen. Manchmal kann es allerdings passieren – lass mich überlegen, wie ich das am Besten formuliere – nun, richtigen Freunden kann man blindlings vertrauen. Oft erlebe ich es aber, dass ‚Freunde‘ zu mir kommen, die dann so tun, als ob es ihnen sehr schlecht ginge, und die wollen sich alle möglichen Sachen ausleihen in der Hoffnung, sie behalten zu können.
FRAGE: Einer Ihrer Söhne hat mir erzahlt, dass sie früher selbst in einer Band gespielt haben. Was für Musik haben sie damals gemacht?
Mr. Jackson: Ich hab mal ne Weile so ein bisschen gespielt, das ist richtig, meistens Rock ’n Roll. Meine Band war aber nur in Indiana und Chicago bekannt.
FRAGE: Wie fühlt man sich, wenn die Söhne, so jung wie sie noch sind, schon einen solchen Erfolg haben?
Mr. Jackson: Oh, ich finde es grossartig. Die Jungs haben natürlich viel Hilfe gebraucht.
FRAGE: Sicher haben Sie ihnen am meisten geholfen, oder?
Mr. Jackson: Das stimmt, aber es hat grossen Spass gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten und den Erfolg mitzuerleben, den sie haben.
FRAGE: Ist dies die erste Europatournee der Jacksons?
Mr. Jackson: Ja, dies ist die erste Tournee. Wir hatten schon länger vor herüberzukommen, aber wir mussten vorher die Verträge mit den Veranstaltern unter Dach und Fach haben.