Autor des Jahres
Verlieh dem Pop in der Literatur Impulse: der Engländer Nick Hornby
Seit den Bestsellern „High Fidelity“ und „Fever Pitch“ ist Nick Hornby zum kultisch verehrten Darling von Feuilleton und Fußballfans avanciert. Der 41jährige Ex-Lehrer aus Londons Norden hatte also, was die Erwartungen an das Nachfolgebuch angeht, eine enorme Hypothek zu tragen – die „About A Boy“ mit ungeheurer Lässigkeit abbezahlt. Wer Hornby bisher geliebt hat, bekommt von diesem 310 Seiten starken Roman seitenweise Gründe geliefert, es auch weiter zu tun. Gewohnt witzig, ironisch, mit entwaffnend scharfer Beobachtungsgabe für Details und menschliche Macken schildert „About A Boy“, wie der altkluge, für seine zwölf Jahre viel zu erwachsene Außenseiter Marcus dem 36jährigen Single Will Freeman die Teenager-Allüren austreibt. Freeman gibt sich mit Marcus‘ Hilfe als verlassener Vater aus, um alleinstehende Mütter anzubaggern. Der Junge beschließt, Will mit seiner selbstmordgefährdeten Mutter zu verkuppeln – und verpaßt damit dem Leben des immer hippen Mr. Freeman eine Überdosis Realität. Hornbys erzählerischen Fähigkeiten ist es zu verdanken, daß aus diesem Stoff kein bemühtes Sozialdrama geworden ist. Sein Talent, aus Popkultur Klasseromane zu zimmern, läßt Nick Hornby hier zwar nur durchschimmern. Trotzdem sagt dieser Autor mehr über die Nachfolge-Generation der 68er aus als Tonnen von „Generation X“-Abhandlungen. (Kiepenheuer & Witsch, 310 Seiten, 39,80)