Bandcamp verzichtet für einen Tag auf eigene Einnahmen – und setzt 4,3 Millionen US-Dollar um


Die Plattform verzichtete am vergangenen Freitag bei Musikverkäufen auf den eigenen Anteil. Erlöse gingen direkt an Musiker*innen und Labels.

Das Coronavirus trifft die weltweite Kulturbranche besonders hart: Ob durch Konzert- und Festivalabsagen, Verschiebungen von Release-Dates oder temporären Schließungen von Venues. Um den finanziellen Einbußen etwas entgegen zu setzen, überlegte sich die US-amerikanische Online-Musik-Plattform Bandcamp nun etwas Besonderes: Die vor allem für Indie-Artists maßgebliche Webseite verzichtete am Freitag, den 20. März 2020, für 24 Stunden auf den eigenen Anteil an Verkäufen – und gab 100 Prozent der Einkünfte direkt an die Musiker*innen und Labels weiter. Mit der Aktion wollte Bandcamp nicht nur den Artists finanziell unter die Arme greifen, sondern auch ein Bewusstsein dafür schaffen, wie bedrohlich die aktuelle Corona-Krise für Künstler*innen ist. Solidarität als Gebot der Stunde – und Bandcamp lebt es vor.

Corona-Krise: Bandcamp & Labels geben 24 Stunden 100% der Einkünfte an Artists

Das Resultat von der Aktion kann sich sehen lassen: Die Erlöse aus den Verkäufen von Musik, Merchandise und sonstigen Musikartikeln beliefen sich auf 4,3 Millionen US-Dollar. Eine stolze Summe – und auch ein Rekord für die Plattform: Der 20. März war der umsatzstärkste Tag in der Geschichte von Bandcamp.

Einige Bands, wie beispielsweise Mannequin Pussy oder Yves Tumor, boten auf Bandcamp auch ihren bereits hergestellten, nagelneuen Tour-Merchandise an. Eigentlich hätten sie diese Artikel auf ihren (teilweise weltweiten) Frühlingstourneen verkauft, doch diese wurden aufgrund des grassierenden Coronavirus‘ abgesagt – und somit auch die Artikel nicht am Merchstand verkauft. Nun landeten sie eben im Bandcamp-Store, für ein außerordentliches Verkaufs-Event in außerordentlichen Zeiten.

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Die Fans zeigten prompt, wie viel ihnen ihre Acts besonders in dieser schwierigen Zeit wert sind: Wie Bandcamp berichtet, wurden alleine am Freitag insgesamt fast 800.000 Artikel verkauft. „Das ist das Fünfzehnfache an Artikeln, die wir an einem normalen Freitag verkaufen“, schrieb Bandcamp in einem Online-Statement. In den Höchstphasen kauften Fans stellenweise gar elf Artikel pro Sekunde. Zum Vergleich: An einem normalen Freitag werden auf Bandcamp um die 47.000 Artikel verkauft.

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Viele Labels nahmen den solidarischen Spirit zum Anlass und gaben an diesem Tag auch 100% der Einnahmen direkt an die Bands weiter. Darunter waren bekannte Indie-Labels wie Saddle Creek, Merge Records oder Double Double Whammy. Eine Liste aller teilnehmenden Labels gibt es hier zu sehen.