Bausa sorgt auf „Vossi Bop“ für einen der ekligsten Deutschrap-Momente des Jahres
„Ich lass keine Hurentochter ungefickt / alle wollen meinen Dick / sogar Lesben werden umgedreht“. Geht's noch plumper?
He, Deutschrap! Wir müssen mal wieder über Sexismus reden. Konkret über den Remix von Stormzys „Vossi Bop“, zu dem gerade ein Snippet via Facebook veröffentlicht wurde. Für die neue Version des UK-Hits (70 Millionen Spotify-Streams) hat sich der Londoner nämlich mit Bausa und Capo zwei deutsche Rapper eingeladen, die beide einen Part zum Besten geben werden. „I’ve got a MAD version coming your way soon“, verspricht Stormzy in seinem Posting.
[facebook url=“https://www.facebook.com/stormzyofficial/videos/495386264601758/“]
Die fünfzehn Sekunden des Teasers reichen bereits um zu verstehen, was da auf uns zukommt. „Ich lass keine Hurentochter ungefickt / alle wollen meinen Dick / sogar Lesben werden umgedreht“, rappt Bausa in seinem Beitrag und lässt Stormzy-Fans fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Schließlich hatte Stormzy selbst in der Vergangenheit fehlende Sensibilität für Sexismus in der Grime-Szene kritisiert und sich Ende 2017 für Tweets entschuldigt, in denen er das Wort „faggot“ gebraucht hatte. In der Originalversion von „Vossi Bop“ richtet er außerdem noch liebevolle Worte an seine langjährige Freundin Maya Jama – die sich in Interviews auch schon für feministische Themen stark gemacht hat.
Und trotzdem rappt Stormzy nun Seite an Seite mit einem Künstler, der gleich zwei homophobe und sexistische Pointen in nur einer Zeile verpackt – ohne etwas, das auf einen doppelten Boden schließen lassen würde. Hören internationale Rapper also überhaupt in die Features rein, die ihnen von ihren Managements aufgequatscht werden? Und warum merkt keiner, dass dieses Feature einfach nicht passen will?
Schließlich hätte man sich auch vor der Abgabe des Bausa-Parts fragen können, wem man da eine Plattform gibt. Zur Erinnerung: Bausa, das ist der Rapper, der in seinen Musikvideos Frauen auf Safari wie Beute erlegt und Zeilen wie „Baby ich bin clean, wir brauchen kein Präservativ“ einen poppigen Anstrich verpasst. Große Sender hat’s bislang nicht gestört, obwohl sie Formulierungen wie diese bei Straßenrappern wohl nicht durchgehen lassen würden. Die Radiotauglichkeit eines Songs entschuldigt offenbar eine Menge fragwürdiger Textzeilen.
A&Rs, Manager oder die beteiligten Künstler selbst scheinen jedenfalls kein Problem mit textlichen Ausfällen wie von Bausa zu haben. Allenfalls einige ProtagonistInnen der Rapszene wie Salwa Houmsi oder der Rapper Pimf wirken sensibilisiert und machen in klugen Postings auf das Problem aufmerksam. Und einige Fans von Stormzy haben auch auf dem Schirm, dass dieser Song besser auf der Mac-Festplatte liegen bleiben sollte. „Please reconsider“, heißt es in der Kommentarspalte. Unterschreiben wir gleich mit.