Beatsteaks Berlin, Columbiahalle


Wie kannst du bei den Beatsteaks ruhig sitzen bleiben ? Eben gar nicht. Die Schnitzelmänner aus Berlin rocken ihre geneigte Heimatstadt zu Brei.

Hoch über dem Eingang der Columbiahalle prangt normalerweise der Name der gastierenden Band in großen, Lettern. Heute steht da: .Tut uns leid, wir schon wieder!“ Die Beatsteaks spielen bereits die zweite Nacht in ihrer Homebase Berlin, und auch diese Show ist mit ca. 3.500 Sympathisanten ausverkauft. Die Stimmung ist entspannt. Beatsteaks-Fans reichen von zwölf bis fünfzig, nicht ohne Stolz tragen einige ältere Semester die T-Shirts vergangener Tourneen, während etliche Milchgesichter noch nicht einmal in einem Alter sind, das zum Kauf von Bier berechtigt. Man kennt sich, quatscht ne Runde oder checkt den Merchandise-Stand. Die Waliser McClusky eröffnen die Show und pusten ihren hysterischen Indie-Rock in den Saal, der zumindest hier und heute niemanden vom Hocker haut. „Die haben keinen ihrer Hits gespielt“, meinte Beatsteaks-Trommler Thomas Götz, auf dessen Wunsch die Combo engagiert worden war, hinterher halb respektvoll, halb bedauernd.

Es folgen The Von Bondies. Deren Garagen-Rock ist wasserdicht und wildentschlossen, er riecht förmlich nach MC5. Stooges und den alten Zeiten. Dennoch wirkte ihre Show vor einem halben Jahr in einem kleinen Club am Prenzlauer Berg entschieden explosiver und ansteckender, heute Nacht will der Funke nicht recht überspringen.

Die Beatsteaks Igern auch -buletten oder -Schnitzel genannt! mögen intern eine Demokratie sein, auf der Bühne gibt nur einer den Ton an: Arnim Teutoburg-Weiß. An seinem rot-weiß gestreiften Hemd, schwarzen Baggy-Shorts und rot-weißen Kniestrümpfen, den obligatorischen Hut auf dem Kopf, sieht man ihm an, dass er ein Kind des Zirkus‘ ist – bis heute sind seine Eltern als Artisten aktiv. Der Mann badet förmlich im Rampenlicht, grinst bis über beide Ohren und versprüht eine Charme-Dosis, die sämtliche Grenzwerte des Bundesamtes für Strahlenschutz locker hinter sich lässt. „Hello Ladies and Gentlemen „aus „Big Attack sind seine ersten Worte, dann rollt der Rock über die Rampe und kommt erst nach der letzten Zugabe wieder zum Stehen.

Am Laufen gehalten wird er von Bernd Kurtzke, dereinen sanfteren Gitarrenton favorisiert, und seinem Kollegen Peter Baumann, der auf härteren Sound steht. Sowie dem Puls des Quintetts, Bassist Thorsten Scholz und dem nimmermüden Schlagzeuger Götz. Material ist genügend vorhanden, vier Alben bieten reichlich Auswahl. Dazu haben die Fünf ja auch noch ein Faible für Coversongs. Heute gibt’s gleich eine ganze Latte davon, etwa „Opel Gang“ von den Toten Hosen, „So Lonely“ von Police, „Hey Du“ aus dem Musical „Linie 1“, das „Harry Lime Theme“ und etliche mehr. Bei aller Buntheit der Mischung schaffen es die Beatsteaks stets, aus jedem Song – von der Ballade bis zum Metalkracher – das Optimum an Emotionen herauszukitzeln. Den sympatischen Rock’n’Rollern gelingt damit ein Kunststück, das sie zur Ausnahmeerscheinung (nicht nur) auf der deutschen Szene macht.