Bei den MTV-Awards haben die Kasachen offenbar erstmals Ali G gesehen. Sie haben nicht gelacht.
Eine der besten Rollen, in die der Komiker Sacha Baron-Cohen – besser bekannt als Ali G -seit Jahren schlüpft, ist die des liebenswert unbeholfenen kasachischen TV-Reporters Borat Sagdijew. Mit einem falschen Schnauzbart und gekleidet in einen schäbigen Anzug reiste er beispielsweise für seine Ali-G-Show durch die USA, wo er die Freundlichkeit der Amerikaner ausnutzte, um peinlichste Situationen herbeizuführen. Bisher genoß er bei seinen beliebten Klamauknummern Narrenfreiheit – unvergessen ist der Moment, als er die Erlaubnis, vor einem amerikanischen Baseballspiel die kasachische Hymne zu singen, mißbrauchte, um so lange ergriffen (in einer Phantasiesprache) immer neue Strophen anzustimmen, bis er schließlich von entnervten Vereinsmitgliedern vom Platz geführt wurde. Das könnte sich nun allerdings ändern. Ausgerechnet bei den fast weltweit übertragenen MTV Music Awards in Lissabon erlaubte sich Baron-Cohen – der dort als Moderator durch die Sendung führte – einige Scherze, die in Kasachstan die Gemüter erregten. „Mein 13ähriger Sohn kommt mit seinen zwei Frauen und drei Kindern zu Fuß hierher“, erzählte er dem Publikum. „Für den Fall, daß er die Reise überlebt, hab‘ ich ihm versprochen, daß er mit der kolumbianischen Prostituierten Shakira Verkehr haben darf.“ Kurz nach Ausstrahlung der Sendung hat sich die kasachische Regierung zu Wort gemeldet. „Wir schließen nicht aus, daß Mr. Baron-Cohen einen politischen Befehl von jemandem befolgt, um Kasachstan und sein Volk zu beleidigen“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Yerzhan Ashybayev. Die Regierung drohte nun rechtliche Schritte an, um „neue Possen dieser Art zu verhindern“. Kasachstan, wo die Menschen laut Borat ihre Freizeit am liebsten mit „Disco-Dancing, Bogenschießen, Vergewaltigen und Tischtennis“ Verbringen, wird auf Tourismus-Websites als äußerst gastfreundliches und kulturell vielfältiges Land beschrieben.
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