Ben Folds Five &Travis


BEN FOLDS FIVE SIND EINE BAND, DIE SCHON mehr Spaß als manche andere machen würde, wenn sie gar keine Musik spielen würde. Aber natürlich tun sie das auch noch, laufen auf und stürzen sich gleich mal in „Army“,einen Klassiker ihrer Piano/Bass/Drums-Besetzung. Man hat expandiert: Folds seine Rolle des hintergründig grinsenden Punk-Billy-Joel am Piano – immer wieder fegt er über die Bühne und schmeißt sich in augenzwinkernde Rocksau-Posen oder hängt schwer abrockend zwischen den Tastaturen von Flügel und neu installiertem Zweit-Klavier: Robert Sledge sein Instrumentarium – außer am Bass friemelt er bisweilen an seltsam modulierenden Uralt-Synthies herum; und Darren Jessee sein Schlagzeug-Kit um Pauken und Gong, mit denen der furiose Anarcho-Jazzer allen live nicht reproduzierbaren Orchester-Crescendo-Pomp des Albums „The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner“ wettmacht. Es folgen: Mini-Symphonien, einige schönste Melodien der Welt, Punk-Getrümmer, Dadaistisches-Wahnsinn mit Methode. Und der-hier haben wir die Definition von Kurzweil – geht schneller dem Ende zu, als man wahrhaben will. Zum Abschluss die pubertäre Zorneshymne für alle Verlassenen, „Song For The Durnped“: Jetzt steht Folds auf seinem Flügel, in jeder Hand ein Mikrophon, und zieht ohne selbst ein Wort zu verlieren, nur mit Gesten – eine Mitbrülldressur mit dem Publikum ab, angesichts derer jeder HipHop-MC erblassen muss. Über die Tastatur steigt er ab und rührt mit dem Mikro in den Innereien des Steinway herum. Alles jault und kreischt, Jessee wuchtet gegen einen Gong, Sledge läßt den Fuzz-Bass riffen, wie eine ganze Horde Metal-Drescher, während Folds seinem gequälten Instrument nunmehr mit dem ganzen Körper kakophonische Akkorde entreißt: Waam! Waam! Waaaaaam! -Uff. Ein Finale, nach dem eigentlich nichts mehr kommen kann. Außer, dasseben nochTravis kommen, denen man jetzt natürlich erstmal mit Argwohn begegnet. Was können diese vier fast schon zu netten Schotten dem Abend noch hinzufügen? Zum Auftakt spielen sie einen ihrer wenigen Kracher:“All I Wanna Do Is Rock“. Aber tun sie das wirklich, rocken? In Spuren. Müssen sie das eigentlich? Jedenfalls nicht vorrangig. Travis werden dafür bezahlt, dass sie zartschmelzende Popsongs spielen, bittersüß und herzschmerzlich. Und wie man langsam vom Folds-Adrenalin runterkommt, schwindet auch der Argwohn. Das ist schon schön,“Driftwood“, „WritingTo Reach You“,“Happy“, alles lockerflockige Dreiminüter-wenn auch bisweilen allzu zuckerig. Grinskiste Fran Healey – irgendwie muss der mit Wet Wet Wet-Lächler Marti Pellow verwandt sein – ist mit seiner bubenhaften Art und den „Just have fun!“-Ansagen im charmanten Schotten-Akzent liebens- und würgenswert zugleich. Wenn er dann zur Zugabe an der Akustischen eine Cover-Version von Britney Spears‘ „Baby one more time“ schluchzt, ist das natürlich die ultimative Anbiederung -von wegen originelle Coverversion und kuck mal, wie wir keine Berührungsängste haben et cetera. Aber erstens, verdammt noch eins, ist der Song gut. Und zweitens wären Travis nicht Travis und dieser Abend nicht dieser Abend, wenn man sowas übel nehmen könnte.