Beth Jeans Houghton


Lebhafter Folk-Pop mit Hang zum Schrägen

Ihr erstes Konzert dauerte nur 15 Minuten – während denen Beth Jeans Houghton allerdings ganze 12 Songs spielte. „Ich war so nervös, ich wollte nur, dass es schnell vorbeigeht“, sagt sie. Damals war sie erst 16 Jahre alt und der Gig fand in einem überschaubaren Club ihrer Heimatstadt Newcastle statt. Ein Jahr später wurde sie beim walisischen Green Man Festival von Devendra Banhart aus dem Publikum gezogen, um mit ihm vor 10 000 Menschen zu spielen. Mit Banhart kamen die großen Namen: Ben Hillier (Elbow, Depeche Mode) produzierte ihr jetzt erschienenes Debütalbum Yours Truly, Cellophane Nose und in L. A. lernte Houghton Anfang 2011 Anthony Kiedis von den Chili Peppers kennen und lieben. Bis heute sind die beiden zusammen. Der Altersunterschied zum 49-jährigen Kiedis beträgt 28 Jahre.

Houghton ist das egal: „Ich bin ein risikofreudiger Dickkopf.“ Risikoreich waren auch die Albumaufnahmen: „Um meinen Gesang aufzunehmen, ließ ich mich meterhoch über den Boden an ein Seil hängen, das wollte ich einfach mal ausprobieren. Lief ganz gut.“ Ihre Musik spiegelt diese Persönlichkeit wider: quirliger Pop, untermalt von angriffslustigen Trompeten, getragen von einer reifen Stimme, die in Kontrast zum schrillen Äußeren Houghtons steht.

Annett Bonkowski

Albumkritik S. 95

* Houghton leidet an einer Form von Synästhesie, Buch-

staben sind für sie mit Farben verknüpft. Manche davon unterscheiden sich nur marginal: n, m, p und r sind für die Sängerin mit Brauntönen behaftet. Sie nennt die Krankheit „a pain in the ass“.

* Statt vor alkoholisierten Festival-Fans würde sie lieber vor einem älteren Publikum spielen. Gemütlich mit einer Tasse Tee in der Hand.