Bill Wymans Bumsding


Das war der Stoff, aus dem Boulevard-Zeitungen sind: Rolling Stone (47) treibt’s mit 13jähriger Lolita! Während Englands Sittenwächter Bill Wyman am liebsten gleich aufs Schafott geschickt hätten, schickte sich der Stein des Anstoßes dazu an, die bettwarme Publicity für ihre eigenen Pläne zu nutzen. Und was macht ein fotogenes Nymphchen zuerst? Eine Platte natürlich. Gitti Gülden sprach mit dem Multi-Talent.

Sie ist eine der wenigen Personen auf dieser Welt, die in Wirklichkeit besser aussehen als auf Fotos. Wenn Mandy Smith sich bewegt, dann ist da weit mehr als dieses schmollende Brigitte Bardot-Püppchen. das ihre Fotos annehmen lassen.

Und sie ist pünktlich. In ihrer Begleitung ein netter Junge aus Dublin: neben Mandy eine proppere Blondine, die sich als Billigblatt-Reporterin entpuppt und süß flötet: „Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn wir bei Ihrem kleinen Gespräch ein wenig lauschen, nicht wahr? Wir dokumentieren Mandys Alltag. „

Ich habe etwas dagegen, und Mandy ist unsicher. Ihr Manager Morris ist nämlich noch nicht da, wer soll jetzt entscheiden? Kaum sitzen wir in einer Ecke des exotischen Aufenthaltsraums von „Blake’s Hotel“, fängt der Fotograf der Blondine nichtsdestotrotz an. wie wild zu knipsen. Ich bitte um Einhalt, und Mandy freut sich: „Au ja! Einmal keine Fotos!“

Aber sind denn Fotos nicht das A und O einer jeden Karriere, muß ich mich wundern?

„Heut‘ macht mir das keinen Spaß mehr, sagt sie mit ihrer hohen Stimme, „ich arbeite wirklich gern, aber diese endlosen Fotosessions machen mich manchmal wahnsinnig. Ich könnte nie als professionelles Modell arbeiten. „

Der Taxifahrer, der mich zum Interview fährt, hat keine Ahnung, wer Mandy Smith ist. Als er ihr Foto sieht, fällt’s ihm ein: „Oh, ist das nicht die 16jährige mit der Bill Wyman-Affäre?“Das ist sie in der Tat.

William Wyman also hatte die zarte 13jährige Schönheit mit dem festen Willen zur Karriere bei der Verleihung der britischen Popindustrie-Preise 1983 erspäht. Das ungleiche Paar blieb mit Einverständnis von Mandys Mutter drei Jahre zusammen. Mandy fand das nicht so aufregend wie die gesamte britische Bevölkerung: „Natürlich sah ich ziemlich jung aus, und für die meisten klingt es sicher auch schrecklich, daß ich mit einem so viel älteren Mann zusammen war. Aber ich hab mich schon immer älter und vor allem andersgefühlt.“

Die langbeinige Lolita der 80er kann sich in der Tat anders fühlen als Gleichaltrige, hat sie doch ganz andere Erfahrungen machen können. Abgesehen vom Jet-Set-Leben an Bills Seite oder der Tatsache, daß sie wie selbstverständlich mit Stars wie Rod Stewart oder Elton John verkehrte, könnten böswillige Gemüter natürlich annehmen. Mandy habe den Star-Status ihres reifen Verehrers als Sprungbrett für ihr eigenes Fortkommen benutzen wollen. Für Miss Smith jedoch war Mr. Wyman eher eine Vaterfiaur.

„Meine Eltern haben sich getrennt, als ich sehr jung war; ich hatte also keinen richtigen Vater. Zurückblickend sehe ich die Sache mit Bill auch anders als zu der Zeit, wo ich mittendrin steckte. Bill hat sich immer rührend um mich gekümmert. Eigentlich hat er mich eher wie eine Tochter behandelt. „

Aber es gab doch sicher beachtliche Vorteile durch „die Sache mit Bill“?

„Oh nein, eher Nachteile! Ich hatte z.B. ein paar lukrative Fotojobs, die nach Bekanntwerden der Affäre abgesagt wurden. Ich bin jetzt nicht mehr Mandy Smith oder Mandy Niemand, sondern Mandy mit dem Bill-Ding –— und das finde ich wirklich nicht so schön. Ich muß ja jetzt doppelt beweisen, daß ich auch was kann! Mein Manager Morris und ich wollen langfristig arbeiten, nicht nur das schnelle Geld machen. „

Besagter Manager Morris ist auch inzwischen tropfnaß eingetroffen; er hatte bei dem strömenden Regen kein Taxi bekommen. Und er freut sich, bald wieder nach Deutschland zu kommen. Dort war er nämlich in den 60er Jahren häufig als Trommler der Honeycombs. Morris entschied auch, daß nach zwei Test-Titeln nur „I Just Can’t Wait“ als erster Mandy-Song erscheint.

„Ich denke, daß dieser Song goldrichtig ist für ein Mädchen, das furchtbar verliebt ist und ihren Boyfriend vermißt. Dann denkt sie an ihn und schickt ihm vielleicht die Single.“

Hoffen wir. daß möglichst viele Mädchen aus Liebeskummer in die Plattenläden laufen, denn anderenfalls würden große Pläne im Keime erstickt. Hat man als Mädchen mit solchen Plänen eigentlich viele Freundinnen gehabt?

„Mcht viele, noch nie. Höchstens meine Cousine oder meine Schwester.“ Mandy lacht: „Glaub mir, ich komme mit Männern einfach besser klar.“

Man glaubt ihr jedes Wort.

„Bill hat mich wie eine Tochter behandelt.“ Mandy mit dem Stein des Anstoßes.