Bird, nicht Birdy


Das Wort „Temperamentsbündel“ durfte in etwa auf Höhe des Debüts von Chaka Khan zum letzten Mal straffrei verwendet werden, um einen Künstler zu charakterisieren. Doch wer sich ein wenig näher mit der Musik und der Performance von Wallis bird beschäftigt, denkt ernsthaft über ein Begriff-Revival nach. Für ihr drittes, titelloses Album hat sich die 29-jährige Irin in alter Singer-/Songwriter-Tradition in ein Landhaus an der Steilküste zurückgezogen. Das tat sie allerdings nicht, um sich inhaltlich von der Welt dort draußen zu entkoppeln. Ihre Texte schlagen sich ganz bewusst mit unserer Zeit und unserer Gesellschaft herum, von der Occupy-Bewegung bis hin zu Geschlechterrollen – auf poetische und doppeldeutige Weise. Aber auch auf wütende. Hören Sie diese Frau mal schreien! fst