Birth Control: „Mit der Pille fing es an…“
Mit einem Cover-Skandal, einem dicken Angebot und als erste deutsche Gruppe, die verkauft wird, machte Birth Control Schlagzeilen. Trotz dieser Meldungen kann man bei der derzeitigen Popularität nicht von 'Push' sprechen; was die Verkaufsziffern der Platten verdeutlichen. Sehr langsam arbeitete sich die Gruppe in der Gunst der Fans nach vorne. Zur Zeit befindet sich die Gruppe auf einer ausgedehnten Deutschland-Tournee, auf der sich Gitarrist Bruno Frenzel den Fragen von ME stellte!
ME: Wollt Ihr mit eurem Namen Irgendeine Aussage verbinden und wie kam es zu Birth Control?
BF: Die Leute, die früher bei Birth Control mitwirkten, wollten zu der Enzyklika des Papstes Stellung nehmen und gaben sich diesen Namen. Das war im Herbst ’68 und es gab auch danach einiges Aufsehen mit unserem Namen. Von dieser ersten Besetzung ist heute nur noch Koschi (Bernd Koschmidder) dabei, der uns aber nach dieser Tournee verlässt.
ME: Warum steigt er aus?
BF: Er möchte heiraten! Ausserdem wird ihm das Herumreisen zu anstrengend. Wahrscheinlich wird er wieder seinen alten Job annehmen oder sonst irgendwas. Er weiss es selber noch nichtl
ME: Habt Ihr schon Ersatz für Ihn?
BF: Wir probieren im Moment noch einige Bassisten aus. Ein paar sind wirklich wahnsinnig gut und wären bestimmt ein vollwertiger Ersatz für Koschi, aber wir haben uns noch nicht entschieden.
ME: Mit eurer ‚Operation‘-LP habt Ihr einiges Aufsehen erregt, besonders in England.
BF: Ja, das stimmt. Aber nicht das Cover, mit dem die Platte in Deutschland erschien, sondern mit einem, auf dem zwei dicke Präservative abgebildet waren. Das war dann für die Packerinnen der Plattenfirmen zu viel und sie streikten. Wir wechselten drüben den Vertrieb und jetzt klappte es. In England verkauften wir 19.000 Stück, während wir in Deutschland nur auf 15.000 kamen.
ME: Es wurde einmal In Verbindung mit euch ein 100.000 Mark Angebot erwähnt. Was hatte es damit auf sich?
BF: Charisma und Dunhill wollten für die England- und Amerikarechte unserer LP’s diesen Betrag bezahlen, aber mit dem Zusatz, dass wir 3 LP’s dafür produzieren. Für Qhr – wo wir damals noch waren – war es aus technischen und organisatorischen Gründen nicht möglich, dieser Forderung zuzustimmen. Also wurde es nichts mit diesem Vertrag. Das ganze war damals für ‚Ohr‘ eine Nummer zu gross!
ME: Apropos ‚Ohr‘! Ihr seid kürzlich CBS übergewechseltl
BF: Ja richtig! Wir wollten schon letztes Jahr bei Ohr aussteigen, doch hatten wir einen Vertrag mit Metronome, und die Hessen uns erst jetzt gehen. Der Hauptgrund für unsere Entscheidung war eben der zu kleine Vertrieb, die zu geringen Geldmittel und mangelhafte Produktionsverhältnisse bei Ohr. Wir würden heute dort keinen Vertrag mehr unterschreiben.
ME: Und das alles ist letzt bei CBS besser?
BF: Wesentlich besser sogar. Erstmal zahlte CBS eine Summe von 40.000 DM an Ohr als Auslösung. Ferner ist CBS im Besitz eines weltweiten Vertriebes, ohne das man die Plattenrechte in den einzelnen Ländern an extra Labels verkaufen muss. Auch die Produktionsverhältnisse sind viel besser.
ME: Ihr seid schon In England aufgetreten; seid ihr dort bekannt?
BF Wir waren nach dem ‚Operation‘-Skandal für 4 Auftritte in London. Wir spielten dort in den Rockzentren Speakeasy, Marquee und Lyceum. Ob wir drüben bekannt sind, kann ich schlecht beurteilen. Die Platten liefen zwar nicht schlecht, aber 4 Tage sind eben zu wenig!
ME: Seid ihr mit eurer neuen LP ‚Hoodoo Man‘ zufrieden und habt ihr in den letzten Jahren euren Stil wesentlich verändert?
BF: Ich finde, dass unser neues Album technisch optimal ist, zumindest nach unseren bisherigen Erfahrungen. Bei Ohr konnten wir nicht so ausgefeilt produzieren, und auch der jetzige Toningenieur arbeitete voll mit der Gruppe zusammen, was früher nicht der Fall war. Zur Veränderung könnte man vielleicht sagen, dass wir melodischer geworden sind. Wir gehen ausserdem jetzt bei unseren Auftritten mehr auf’s Publikum ein, was jede Gruppe tun sollte.
ME: Ist eure 30 Tage-Tournee nicht ein dicker finanzieller Erfolg?
BF: Als Profis brauchen wir zumindest 10 Jobs im Monat, um über die Runden zu kommen; das haben wir sehr oft nicht. Dies ist unsere erste Tournee, von der wir uns finanziell etwas mehr versprechen; nicht zuletzt auch als Promotion für das neue Album. Zu 60% spielen wir auf eigene Kasse, aber bei 40% der Auftritte ist die Gage festgelegt. Wir bekommen so im Durchschnitt um die 2.000,- DM, was nicht besonders viel ist, wenn man die ganzen Unkosten abzieht. Ich hoffe nur, dass ‚Hoodoo Man‘ gut läuft und bei der Tournee nichts schief geht…