Bitte was?! Die größten „Snubs“ bei den Golden Globes 2021
Jede Award-Saison bringt ihre Überraschungen mit sich. Doch die Golden Globes sind besonders bekannt dafür, eigenwillige – manchmal auch bizarre – Entscheidungen zu treffen. Hier ist unsere Top 10 der größten „Snubs“.
Am Mittwoch wurden die Nominierungen für die 78. Golden Globe Awards bekannt gegeben. Der Preis, der neben den Oscars und den Emmys als der wichtigste im Film- und Fernsehbusiness gilt, wird aufgrund der Pandemie in diesem Jahr erst am 28. Februar 2021 vergeben.
Auf seine Nominierungspraxis hatte Corona allerdings keine Auswirkungen. Und die ist 2021 nicht weniger umstritten als in den vergangenen Jahren. Wir stellen Euch die Top 10 der diesjährigen „Snubs“, der größten Ärgernisse und Abfuhren, vor.
-
Tom Hanks
Der 65-jährige Schauspieler hatte dieses Jahr gleich zwei Eisen im Feuer: Neben dem Kriegsdrama „Greyhound – Schlacht im Atlantik“, für das Tom Hanks auf AppleTV+ auch das Drehbuch beisteuerte, startete an Weihnachten „Neues aus der Welt“ in den US-amerikanischen Kinos. Wir müssen bis zur Veröffentlichung des Dramas auf Netflix noch bis 10. Februar warten – freuen uns aber, dass immerhin Helena Zengel („Systemsprenger“), die im Film an Hanks‘ Seite zu sehen ist, als beste Nebendarstellerin nominiert wurde. Und ganz ehrlich: Der 13-jährigen Schauspielerin hilft so eine Nominierung viel mehr als einer gestandenen Schauspiellegende, die vergangenes Jahr bei den Golden Globe Awards bereits für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
-
Sophia Loren
Viele Fans sind empört: Sophia Loren geht bei den Nominierungen für die Golden Globes vollkommen leer aus. Und das, obwohl die Netflix-Produktion „Du hast das Leben vor dir“, in der die Italienerin die Hauptrolle übernimmt, für den besten fremdsprachigen Film und Titelsong nominiert wurde. Dass sie außen vor gelassen wurde, verwundert angesichts der Tatsache, dass mit Al Pacino ein anderes Urgestein gewürdigt wird, umso mehr. Die schrille Nazi-Jäger-Serie „Hunters“, in der Pacino mitwirkt, wurde im Vorfeld (zurecht!) in allen Vorhersagen ignoriert.
-
Steven Yeun
Steven Yeun hat bereits als Glenn in „The Walking Dead“ und später in „Burning“ überzeugt – mit „Minari“ landete er beim Sundance Filmfestival 2020 den nächsten Coup. Während das koreanisch-amerikanische Filmdrama aus dem Haus der hippen Indie-Produktionsfirma „A24“ für den besten fremdsprachigen Film nominiert wurde, wurde der noch zu wenig beachtete Schauspieler leider übergangen.
-
Tenet
Es war der einzige große Blockbuster im von Corona gebeutelten Kinojahr. Bei den Golden Globes findet Christopher Nolans verwirrender Sci-Fi-Thriller allerdings keine große Beachtung: Nur für den besten Score erhält „Tenet“ eine Nominierung.
-
Bridgerton
Die Kostümserie startete an Weihnachten auf Netflix und hat sich prompt zur bislang erfolgreichsten Netflix-Serie gemausert. Erzürnte Fans fragen im Netz, ob 82 Millionen Haushalte – so viele haben „Bridgerton“ bislang zumindest gestartet – falsch liegen können. Für die „Hollywood Foreign Press Association“, die für die Verleihung verantwortlich ist, lautet die Antwort anscheinend: ja. Aber seien wir mal ehrlich: Will die Historien-Schmonzette überhaupt mehr sein als angenehm seichte Guilty-Pleasure-Unterhaltung?
-
The Prom
„The Prom“ wurde mit gleich zwei Nominierungen bedacht – womit viele gar nicht gerechnet haben. Die Musicaladaption von Ryan Murphy („American Horror Story“) geht in der Kategorie „Bester Film – Komödie oder Musical” ins Rennen – und James Corden als bester Hauptdarsteller. Bitte was?! Die Entscheidung finden viele Kommentator*innen nicht gerechtfertigt – gerade weil Meryl Streep bei einer wesentlich stärkeren, charismatischeren Performance übergangen wurde. Und weil Corden als Heterosexueller einen Homosexuellen spielt. Wir hätten uns besonders gefreut, wenn statt der etablierten Show-Größen Jo Ellen Pellmann mit einer Nominierung bedacht worden wäre – für die 24-jährige Schauspielerin war es die erste große Rolle, in der sie direkt brillierte.
-
Zendaya
Ex-Disney-Star Zendaya wurde vergangenes Jahr bei den Emmys für ihre beeindruckende Performance als 17-jährige, drogenabhängige Rue in „Euphoria“ mit einer Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin bedacht. Für ihre fordernde Rolle in „Malcom & Marie“, ein intensives Kammerspiel, das am Freitag (05.02.) auf Netflix startet, wird ihr bei den Golden Globes allerdings keine Ehre zuteil.
-
Ammonite
Das Liebesdrama von Francis Lee („God’s Own Country”) feierte 2020 beim Filmfestival in Toronto seine Premiere und wurde von der Kritik bislang überaus positiv aufgenommen. Das im viktorianischen Zeitalter angesiedelte Historiendrama um die Beziehung der Fossiliensammlerin Mary Anning (Kate Winslet) zu einer Frau (Saoirse Ronan) sorgte auch hierzulande schon vor dem geplanten Kinostart im Februar für Schlagzeilen. Dass „Ammonite“ nun leer ausgeht ist für viele Kommentator*innen eine traurige Überraschung. Vor allem die Tatsache, dass Kate Winslet – eigentlich Dauergast bei den Golden Globes – ausgerechnet für diesen Film keine Würdigung erfährt, enttäuscht.
-
Da 5 Bloods
Es ist einer der größten Aufreger in diesem Jahr: Keine einzige Nominierung für „Da 5 Bloods“ – wir wiederholen uns, aber: Bitte was?! Keine Nominierung für das Kriegsdrama selbst, keine für Regisseur Spike Lee und keine für Delroy Lindo. Letzterer hält in der Rolle des Paul einen mehrminütigen frenetischen Monolog, den die meisten Kritiker*innen beim Erscheinen des Films als schauspielerische Glanzleistung bezeichneten. Dass Spike Lees Kinder bei der diesjährigen Preisverleihung am 28. Februar als Präsentator*innen auftreten sollen, dürfte angesichts der Tatsache, dass ihr Vater völlig leer ausgehen wird, etwas schräg werden.
-
I May Destroy You
Ja, die „Hollywood Foreign Press Association“ ist bekannt dafür, immer wieder eigenwillige Entscheidungen zu treffen. Ja, wahrscheinlich werden die Entscheidungen niemals für alle nachvollziehbar sein. Aber wie konnte es passieren, dass „I May Destroy You“ – eine Serie, die Kritik und Publikum gleichermaßen begeistert zurückließ – in keiner Weise berücksichtigt wurde? Anders gefragt: Wie kann es sein, dass eine Serie, deren Umgang mit dem Thema sexuelle Gewalt bahnbrechend ist, die das Lebensgefühl der Millenials trifft wie keine zweite, null Nominierungen erhält? Und klischeebeladenes Trash-Fernsehen aus der Hölle á la „Emily in Paris“ gleich zwei? Tja, wir wissen es auch nicht. Aber auch das ist am Mittwoch tatsächlich passiert.