Blondie meets Giorgio Moroder: So entstand ihr Song „Call Me“

Eigentlich hätten Blondie „Call Me“ als Giorgio Moroder feat. Debbie Harry deklarieren können.


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Mit CALL ME gelang Blondie im Jahr 1980 einer ihrer bemerkenswertesten Songs. Dabei hätte das Stück eigentlich gar nicht von Debbie Harry, sondern von Fleetwood-Mac-Frontfrau Stevie Nicks gesungen werden sollen

Wir schreiben das Jahr 1979, und Giorgio Moroder, seines Zeichens Italo-Disco-Legende, arbeitet gerade am Soundtrack für den Film AMERICAN GIGOLO. Er tüftelt am Hauptthema – eine Melodie, die den Film musikalisch definieren soll. Moroder hat bereits eine klare Vorstellung, wer den Song singen soll: Stevie Nicks, die Frontfrau von Fleetwood Mac. Die würde zwar gerne. Das Problem nur: Nicks darf nicht. Ein frisch unterschriebener Vertrag mit Modern Records bindet sie an andere Projekte, die Zusammenarbeit kommt nicht zustande.

Moroder hat eine andere Idee. Er fragt Blondie-Frontfrau Debbie Harry. Er schickt ihr das Instrumental des Stücks – damals noch MAN MACHINE betitelt – und bittet sie, einen Text dazu zu schreiben. Harry braucht dafür nicht lange: Nach ein paar Stunden sind die Lyrics fertig. CALL ME nennt sie das Stück – der Text ist geschrieben aus der Sicht eines männlichen Callboys – eben der Hauptfigur aus AMERICAN GIGOLO.

Harry sah sich beim Schreiben den Film an und ließ ihren Gedanken freien Lauf: „When I was writing it, I pictured the opening scene, driving on the coast of California“, erzählte sie einmal in einem Interview.

Blondie und Moroder: Die Aufnahmesessions

Die Aufnahmen fanden in zwei separaten Sessions statt, wie der deutsche Keyboarder und Komponist Harold Faltermeyer erklärte. Zunächst nahmen Moroder und sein Team eine instrumentale Version in den Westlake Studios in Los Angeles auf – perfekt getaktet auf den Film.
Dann waren Blondie an der Reihe – und die arbeiteten natürlich in New York.

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Allerdings stießen sie Moroder mit einer Forderung etwas vor den Kopf: Die Band bestand darauf, ihre Parts selbst einzuspielen. Das klappte allerdings nicht ganz so gut. Blondie hatte massive Probleme mit der Synchronisation – das Timing zum vorgegebenen Band stimmte nicht. Moroder sprach schließlich ein Machtwort und brach die Session ab. Er nahm das Projekt zurück nach L.A. und ließ die fehlenden Parts von seinen bewährten Studiomusikern einspielen – inklusive einem Keyboard-Solo von Faltermeyer selbst. Die Band sei wütend gewesen, dass man ihre Spuren schließlich ersetzt hatte, der Erfolg gab ihnen aber definitiv recht.

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In den Liner Notes von AMERICAN GIGOLO ist Blondie nur für den Gesang gelistet, der Rest wurde von Moroder und Team eingespielt. Somit ist CALL ME, könnte man argumentieren, eigentlich eher eine „Giorgio Moroder feat. Debbie Harry“-Single.

Blondie: Song wurde Riesenerfolg

„Call Me“ erschien im Februar 1980 als single in den USA – und wurde zum Mega-Erfolg. Sechs Wochen hielt sich der Song an der Spitze der Billboard Hot 100, wurde mit Gold für über eine Million verkaufte Exemplare ausgezeichnet und landete auch auf Platz 1 der Billboard-Jahrescharts. In den US-Dance-Charts kletterte der Song bis auf Platz 2. In Großbritannien kam das Stück zwei Monate später auf den Markt – und wurde dort Blondies vierter Nummer-1-Hit innerhalb nur eines Jahres. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten also, Line-up hin oder her.

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