Blue Note Revisited – Paris, Elysee Montmartre
Das legendäre Jazz-Label feierte Geburtstag. Aber außer Medeski, Martin & Wood war nicht viel gewesen.
Als der Berliner Alfred Lion 1939 sein Jazz-Label Blue Note gründete, konnte er schwerlich ahnen, wie die Durchsicht seines Katalogs 65 Jahre später klingen würde. „Blue Note Revisited“ ist nicht nur der Titel der CD, mit der das geschichtsträchtige Label sein Jubiläum begeht, unter diesem Motto feierte auch das „Blue Note Festival“ Anfang April im Pariser Elysee Montmartre seinen Höhepunkt. Neben zahlreichen auf der CD vertretenen DJs wie La Funk Mob. DJ Cam, Bugz In The Attic oder Jazzanova und dem Trio Medeski Martin & Wood waren auch Blue Note-Offizielle, unter ihnen der Label-Neugründer Bruce Lundvall, Star-Produzent Michael Cuscuna und Eli Wolf, einer der künstlerischen Entscheidungsträger des Hauses, zugegen. „Das Motto ist nicht zufällig gewählt‘. erklärt letzterer. „Wir wollten weg vom einfachen Remix. Von vielen atten Aufnahmen existieren einfach nicht mehr die originalen Spuren, so dass die Stücke völlig neu aufgenommen werden mussten. Aber es geht auch um die Philosophie. Wir wollen nicht nur Altes neu bewerten, sondern eine Brücke in die Zukunft bauen.“
Zunächst einmal baute das Label auf seinen beiden derzeitigen Säulen auf. Erst ein Live-Set, dann eine DJ-Parade. Medeski Martin & Wood changierten wie gewohnt zwischen Funk, Free Jazz und Ambient. John Medeski webte psychedelische Teppiche auf seiner Hammond-B3, Drummer Billy Martin und Bassist Chris Wood entfachten unterseinen Soundschwaden ein Bodenfeuerwerk ständig wechselnder und einander überlagernder Grooves. Zuweilen zogen sie sich aus jedem rhythmischen Rahmen zurück, spielten völlig frei und überließen es dem euphorisierten Publikum, den Beat im Hinterkopf weiterzuzählen. An Bezügen auf die Blue-Note-Annalen Ließ es das Trio in seinem Jam nicht mangeln. Der Orkan wandelte sich jedoch abrupt in Flaute, als DJ Cam der Live-Band folgte. Sein Set hatte nichts mit seinem Beitrag zu „Blue Note Revisited“ zu tun, worin er sich kaum von Da Funk Mob und den gemeinsam auftretenden Bucks In The Attic und Jazzanova unterschied. Das Publikum floh in Scharen und die Nacht endete drei Stunden früher als geplant. Was bleibt, ist eine gelungene Compilation, auf der DJs und Bands den Spirit von Blue Note aufgreifen, ins neue Jahrtausend tragen und Impulse für die Zukunft des „finest in Jazz since 1939“ setzen.