Blues Traveller, Backstage, München
UNGLAUBLICH: DER KERL schwitzt schon, nachdem er gerade mal zwei Minuten auf der Bühne steht. Aber kein Wunder, John Popper verrichtet vom ersten Moment an Schwerstarbeit. Virtuos bläst er die Mundharmonikas, die er abwechselnd wie Colts aus einem überdimensionalen Patronengurt zieht, preßt seine Textzeilen heraus und treibt nebenbei auch noch seine Combo zu Höchstleistungen an. Bei Konzerten von Blues Traveler, den legitimen Nachfolgern von Southern-Rockern wie Lynyrd Skynyrd oder den Allman Brothers, geht es vorrangig um das Vergießen von Schweiß – echtem Schweiß. Die Blues Traveler sind das, was man ehrliche Arbeiter nennt. Sie spielen ihre zeitlos-altmodische Mischung aus R&B, Shuffle und Rock mit einer Leidenschaft, als hätten sie diese Musik gerade neu erfunden. Endlos improvisieren sie diese oder jene Melodie, hauen nonchalant Becks „Loser“ oder Steve Millers Joker“ dazwischen und freuen sich diebisch, wenn so mancher Freak versonnen die Luftgitarre zur Hand nimmt. Zeit spielt hier keine Rolle, Popper und seine Mannen nehmen sie sich einfach. Als er nach 90 Minuten und einer Pause feist grinsend die zweite Halbzeit anbläst, ist er längst nicht mehr der einzige mit einem durchgeschwitzten Hemd.