„Blutmond“


von Michael Mann Ein psychophatischer Killer schlachtet zwei kinderreiche Familien — einziger offensichtlicher Zusammenhang: In der Tatnacht war Vollmond. Aus Florida holt man Will Graham (William L. Petersen/“Leben und Sterben in LA“), einen Experten für solche Fälle, der allerdings längst den Dienst quittiert hat, nachdem er bei ähnlichen Ermittlungen beinah selbst durchgedreht wäre. Dabei ging es um Dr. Lecktor (Brian Cox). einen mörderischen Psychiater, den Graham damals einbuchten ließ und diesmal um Hilfe bittet. Was er nicht weiß: Lecktor kennt den Mörder und versucht die Rollen von Jäger und Opfer zu tauschen, indem er Grahams Familie in den Fall hineinzieht.

Der Mörder, ein gewisser Francis Dollarhyde (Tom Noonan), hat sich inzwischen mit der blinden Reba (Joan Allen) angefreundet. Während Graham endlich auf die Verbindung zwischen den beiden Familienmorden stößt, ist Dollarhyde drauf und dran, Reba aus unbegründeter Eifersuchtumzubringen…

Psycho-Krimis funktionieren nur, wenn ihr Regisseur das beherrscht, was im Fachchinesisch „Suspense“ genannt wird: die schleichende, fesselnde Spannung, die ohne große Effekte auskommt. Das. was einen Hitchcock zum Hitchcock macht. Michael Mann, hauptberuflich als Produzent von „Miami Vice“ tätig, hat ein Auge für schöne Bilder, abgefahrene Kulissen und schräge Kameraeinstellungen — aber von Spannung versteht er zu wenig, um eine Roman vorläge wie Thomas Harris‘ „Red Dragon“ adäquat umzusetzen. „Blutmond“ ist spannend, aber nicht so spannend wie er sein könnte.

Dafür sind die Bilder wirklich sehenswert: irrsinnige Gebäude, traumhafte Inneneinrichtungen, aberwitzige Farben und Blickwinkel — den „Miami Vice“-Jüngern werden die Augen aus dem Kopf fallen. Und zu hören gibt’s Shriekback. Iron Butterfly, Kitaro, ja sogar den guten alten Klaus Schulze.