Bonfire – Ulm, Donauhalle


Schotten-Rock und deutsche Wertarbeit – auf den ersten Blick ein ungleiches Paar. Hier das Kilt-Quartett mit amerikanischem Sänger, das – wohlgemerkt als Anheizer – seinen leichtfüßigen Melodie-Rock unters Publikum streut; dort die Headliner, Deutschlands Hoffnung in Sachen Hard ’n‘ Heavy-Rock, Bonfire aus Ingolstadt, die sich wacker schlugen und am Ende gar die Nase vorn hatten.

Ansehnliche 3400 zahlende Zuschauer bevölkerten die weitläufige Messehalle und waren auf Anhieb ganz Ohr, als die vier Strangeways plus Gast-Keyboarder das Kommando übernahmen. 45 Minuten Mainstream-Rock von höchster Präzision – so tight, voller überraschender Tempi-Wechsel und mit internationalem Flair gespielt, daß selbst dem argwöhnischsten Headbanger warm um die Nieten wurde.

Vor allem Terry Brock, Stimme und pausbackiger Frontman mit leichtem Bauchansatz, versprühte Charme gleich eimerweise, sang mal beherzt und aggressiv, dann wieder triefend romantisch’a la Steve Perry, während die Gebrüder Ian und David Stewart an Gitarre und Baß sowie Drummer Jim Drummond ihr eigenes, wohlschmeckendes Süppchen beisteuerten.

Pause, Zeit zum Bierfassen. Wie schwer sich gerade deutsche Musiker auf dem Terrain des harten Rocks tun, war auch bei den fünf Feuerwerkern nicht zu übersehen. Dezent kostümiert, mit einem ebenso dezenten Stage-Set, hatten die Franken (Gast-Keyboarder Martin Ernst im Hintergrund) anfangs in erster Linie mit sich selbst zu kämpfen. Der Kopf kam vor dem Bauch, und die Bühnen-Choreographie mit ihren ständigen Positionswechseln mutete bisweilen an wie das Bamberger Ballet – einstudiert und am Reißbrett entworfen.

Nur langsam lösten sich die Knoten im Kopf, fand man zu der Spontaneität, die ihrem, von klassischen Harmonien getragenem Heavy-Rock erst den nötigen Druck gab. Sicher war das vornehmlich der Verdienst von Sänger Claus Lessmann, der immer wieder den direkten Kontakt zum Publikum suchte und ihn schließlich, dank tatkräftiger Unterstützung seiner Mitstreiter, auch fand.

Musikalisch stehen Bonfires Qualitäten eh außer Frage; sie boten eine breitgefächerte Palette von metallischen Songs mit Overdrive bis hin zu schmucken Balladen, die prompt mit einem BIC-Lichtermeer beantwortet wurden.

Nach zwei Zugaben stand fest: Diese Band wird ihren Weg machen, vorausgesetzt sie findet die für jede mitreißende Show unabdingbare Balance zwischen Spontaneität und Konzentration. Ab 8. April haben sie auf insgesamt 25 Konzerten noch mal Gelegenheit, daran zu feilen.