DAS COVER
Auf den ersten Blick sieht die neue Prince-Single „Breakfast Can Wait“ aus, als handele es sich um ein chinesisches Bootleg, dessen Macher den falschen Prinz aus dem Internet gezogen haben. Der Titel, der Name des Künstlers, und dazu ein Typ, der an den Prince aus den 80er-Jahren erinnert. Warum? Und warum schaut der so irre, während er einen Teller mit Pfannkuchen hält? „Das Frühstück kann warten“? Nun, es handelt sich um das wohl cleverste Prince-Cover aller Zeiten sofern man den Witz und die Fehde kennt, auf die es sich bezieht.
DER KOMIKER
Dieser Typ, der sich hier als Prince verkleidet, ist kein Geringerer als der US-Comedian David Chappelle. Bei „Comedy Central“ war er jahrelang mit seiner „Chappelle’s Show“ der absolute Star – als Stand-up-Komödiant, dessen Sketche fast ausnahmslos und selbstironisch auf die Erfahrung des Rassismus anspielten. So etwa mit der Figur des cracksüchtigen Schwarzen oder im Sketch mit den weißen HipHop-Fans, die sich darüber freuen, von Schwarzen mit „nigger“ angesprochen zu werden. Ein Spiel mit dem Feuer. Endgültig zur Legende wurde Chappelle, als er 2005 aus der dritten Staffel ausstieg, eine Gage von 50 Millionen Dollar sausen ließ und in Südafrika untertauchte – weil er am Set der Show rassistisch beschimpft worden war.
DER SKETCH
In einem der berühmtesten Sketche erzählt Charlie Murphy, der Bruder von Eddie Murphy, frei erfundene „True Hollywood Stories“. Die bekannteste Folge handelt davon, wie in den 80er-Jahren, „PURPLE RAIN just came out „, Prince (gespielt von Chappelle) mit seiner Band einen Club betritt und Eddie Murphy zu sich nach Hause einlädt, zum Musikhören. Nach einer Weile findet der bekanntlich recht klein gewachsene Pop-Gigant seine eigene Musik langweilig, und er fordert seine Gäste zu einer Partie Basketball auf: T-Shirts gegen „Blusen“, in Anspielung auf die bunte Kostümierung des Musikers. Und danach? „He took us into the house and served us pancakes pancakes.“ Und dann sehen wir, wie Prince seinen Gästen Pfannkuchen serviert.
DER KÜNSTLER
Prince ist nicht eben für seinen Humor bekannt. Er soll, im Gegenteil, auf den sehr populären Sketch auf merkwürdige Weise reagiert haben. Charlie Murphy erzählte später, wie er einmal in Las Vegas einen Club besuchte, in dem Prince sich musizierend durch das Publikum bewegte. Als er Charlie Murphy sah, soll er die Musik gestoppt und nur „Psssst!“ gesagt haben. Seit Chappelle aus seinem Exil heimgekehrt ist, sind Prince und er aber befreundet.
DER COUP
Im August veröffentlichte Prince über den Twitter-Account seiner neuen (All-Woman-Begleit-)Band 3rdeyegirl das Cover seiner neuen Single „Breakfast Can Wait“ – eben jenen David Chappelle samt Pfannkuchen, dazu nur die Worte: „Game: Blouses“, ein Zitat aus Chappelles Sketch. Selbst Leute, die diese Anspielung auf Anhieb erkannten, hielten das für einen Witz. Zu dilettantisch wirkte das Cover. Die Spekulation darüber hielt mehrere Wochen an und zeigte zunächst zweierlei: Prince hat offenbar einen ungeahnten Sinn für Selbstironie. Und er hat die Mechanismen der digitalen Öffentlichkeit verstanden. Erst als das offizielle Cover dann tatsächlich im iTunes-Store auftauchte, leuchtete noch dem letzten Zweifler ein, dass der 55-Jährige es mit dem Spaß ernst meint. Wobei dieser Spaß auch David Chappelle nutzt. Der Mann steht derzeit vor seinem Comeback.
