Brennzeichen D
Auf Schlaghosen-Boom und Seventies-Revivol angesprochen, gibt Jan Krause unumwunden zu: „Da haben wir eben unglaubliches Glück gehabt.“ Doch im gleichen Atemzug weist der Bassist der Münchner Retro-Soulband Poefs Of Rhythm gierige Trend-Hechelei glaubhaft von sich, seit über zwei Jahren bewege man sich im Soul-Genre der Siebziger, „wenn Karottenhosen und New Wave angesagt wären, würden wir trotzdem unsere Musik machen.‘ Und die ist gerade populär wie anno ’73: Die Erstauflage ihrer hochgradig tanzbaren Rare Groove-Kollektion „Practice What You Preach“ war bereits in wenigen Tagen vergriffen, die Nachpressung läuft auf Hochtouren.
Auch im englischen Mutterland des Rare Groove rannte die Band mit der Kompetenz ihres Jazz-infizierten Saxophonisten Wolfi Schlick und handgemachten, schweißtreibenden Songs offene Türen ein. „Unsere Vorabsingle“, so Krause, „ließ die Briten total ausrasten.“ (us) V „Wir haben versucht, das Studio als Instrument zu benutzen“, räsoniert Lutz Caspers, Vokal-Hälfte des Krefelder Duos Black Meso: „Bei vielen Geräuschen und Melodiefetzen weiß ich selber nicht mehr, woher sie kommen. Von sehr weit weg jedenfalls.‘ Das aktuelle Album „Keen!“ klingt dementsprechend luftig und verschroben: Popmusik, die angereichert mit subtilen, neo-psychedelischen Klängen und unkonventionellen Rhythmen einen Brückenschlag zur Avantgarde vollzieht. Und das, ohne dabei in die teutonische Untugend der prätentiösen Tiefsinnigkeiten abzudriften — Melodien und Song-Strukturen bleiben immer präsent. Caspers: „Spätestens die Refrains führen einen wieder zurück noch Hause, von wo aus man zum nächsten Trip aufbrechen kann.“
In Zeiten genormter Beats und pop-industrieller Marketing-Strategien genießen Black Mesa das Privileg kreativer Freiheit: „Seitens der Plattenfirma“, erinnert sich Lutz Caspers, „kam sogar die Forderung, unsere Visionen für dieses Album so konsequent wie möglich zu formulieren. Wir wurden immer wieder dazu ermutigt, auf gängige Trends und Marktgesetze keine Rücksicht zu nehmen.“