Bryan Adams: Köln, Prime Club
Eigentlich wollte er nur bei „Wetten Dass…?“ auftreten, doch dann entschied sich Bryan Adams spontan zu einer Wiedergutmachungs-Aktion bei seinen deutschen Fans. Die haben sein Faible für tranige und allzu tranige Balladen jahrelang mit Engelsgeduld ertragen – bis zum letzten Album. „On A Day Like Today“ ist das erste Adams-Epos dieser Dekade, das so gar nicht mehr laufen mag. Einfallsloser Radiorock ohne Highlights, dafür aber mit um so mehr Pathos und einer unsäglichen Mel C-Kollaboration – das war selbst für eingefleischte Adams-Jünger zu viel. Und genau die erleben an diesem naßkalten Abend beim nur kurzfristig über Radio angekündigten Club-Gig noch einmal Adams, den dynamischen, erdigen Rock’n’Roller der Mittachtziger. Unterstützt von Gitarrist Keith Scott und Drummer Mickey Curry reiht er einen Hit an den nächsten, schlürft flaschenweise Bier, erzählt Anekdoten und flirtet mit den kleinen Mädels in der ersten Reihe. Die bekommen zwar keine Mel C. zu sehen, erleben statt dessen aber den ultimativen Querschnitt durch zehn zurückliegende Alben. Frisch und spritzig läßt der 39jährige denn auch nichts aus – von „Summer of 69“ über „It’s Only Love“, „Cuts Like A Knife“, „Take Me Back“, „There Will Never Be Another Tonight“ bis zu „Can’t Stop This Thing We Started“ ist alles vertreten, was dereinst seinen Ruf als schweißtreibender Performer begründete. Selbst neuere Tracks wie „C’mon, C’mon, C’mon“, „Before The Night Is Over“ oder „I Don’t Wanna Live Forever“ wirken in der abgespeckten Fassung gleich doppelt so spannend. Ohne technischen Schnickschnack und Heerscharen von Studio-Cracks im Rücken ist Adams, der heute Baß spielt, so überzeugend wie schon lange nicht mehr. Auch „When You’re Gone“ erweist sich Spice-free als toller Rock-Song, der das aus allen Teilen der Republik angereiste Publikum restlos überzeugt. Einzige Ballade des Abends – na gut, eine wollen wir ihm zugestehen – ist übrigens „Heaven“, ansonsten gibt Adams über 80 Minuten Vollgas. Eine Aktion, die nach baldiger Wiederholung schreit. Vielleicht bewirkt sie ja auch eine Kursänderung beim Künstler. An der Zeit wäre es allemal.