Burden is back!
Eric Burdon startete seine Laufbahn 1961 bei Alexis Korner. Ein Jahr später gründete er die ‚Animals‘, und hatte mit ihnen seinen ersten Hit: House Of The Rising Sun‘. Innerhalb von fünf Jahren veränderte sich mehrmals die Besetzung. Schliesslich wurde auch der Name aufgefrischt. Mit den ‚New Animals‘ nahm Eric erstmals bewusst engagierte Songtexte auf: sie wurden härter und noch politischer. 1968 löste Burdon die Band entgültig auf, weil er glaubte, dass ihn Filme wohl mehr antörnen würden und zog nach Los Angeles, um seine neue Arbeit anzutesten. Nachdem er mit den Filmversuchen aber doch nicht den grossen Abflug machen konnte, fing er wieder mit Musik an, so entstand ‚War‘. Die Gruppe bestand aus sechs Schwarzen, einem Dänen und Eric, dem Engländer.
Während der beiden letzten zwei Jahre wurde es erneut still um Burdon. Es «ah beinahe so aus, als wäre ein weiterer Rock-Star wegen zu hohem Drogen-Konsums aus der ’scene‘ gefeuert worden. Doch bei seiner Deutachland-Tournee neulich konnte man sich davon überzeugen, dass der gute, alte Eric wieder vollkommen ‚eingeflippt‘ ist. ME’s Ike Sprenger sprach mit Ihm in Hamburg:
BURDON: „ICH WAR IN LOS ANGELES …“ ME: Eric, wir haben lange nicht« von Dir gehört. Was hast Du seit Deiner letzten Deutschland-Tournee vor zwei Jahren gemacht?
Eric: Ich war in Los Angeles und habe ein paar Mal versucht, ’ne Gruppe auf die Beine zu stellen, aber es ist schwieriger als man denkt, die passenden Leute zu finden. Es gibt wohl viele gute Musiker, bis man aber die Richtigen gefunden hat, mit denen man auch zusammen leben kann, dass dauert einige Zeit.
ME: Es heisst, Du würdest Europa sehr vermissen und gerne wieder hier leben. Willst Du das bald in die Tat umsetzen?
Eric: Well, ja, ich möchte wirklich gerne wieder hier leben. Ich habe oft daran gedacht nach Amsterdam zu ziehen, aber ich kann es mir momentan noch nicht leisten L.A. zu verlassen. L.A. ist eine Geschäftsstadt, in der sich so ziemlich das ganze Show-Business abspielt. Die Stadt ist ein riesiges Büro – leider auch so bürokratisch – aber trotzdem ist das Leben dort unheimlich dynamisch; jeder arbeitet für jeden.“
ME: Hat deine Band eigentlich einen Namen?
Eric: Nein, aber wir suchen auch nicht danach. Das war bei den ‚Animals‘ genauso. Irgendeiner hat irgendwann mal das Wort so gebraucht, dass es sofort ‚reingehauen hat und uns 1OO% ig gefiel.
ME: Bei ‚War‘ war es aber anders, oder?
Eric: Ja, weisst Du, die verschiedenen Generationen bekommen bei dem Wort ‚Krieg‘ verschiedene Assoziationen. Die Älteren denken an die Zeit vor und nach dem zweiten Weltkrieg; die Jüngeren denken an Vietnam, und dass alles viel grausamer geworden ist. Wir wollten aber mit ‚War‘ den inneren Kampf symbolisieren, den jeder mit sich selber führen muss, um ein Mitglied der Gesellschaft zu werden, in der kein Krieg mehr geführt werden muss – kann …
FILM-PLÄNE
ME: Warum hast Du eigentlich ‚War‘ verlassen?
Eric: Ach, das war im Grunde von Anfang an so konzipiert. Ich habe nie geplant, bei ihnen zu bleiben. Ich wollte mit ‚War‘ ein sehr lockeres Verhältnis haben, sodass ich jederzeit kommen und gehen konnte, wie ich gerade Nerv hatte, aber die ‚War‘ Musiker waren nicht so flexibel. Ich glaube, dass meine neue Gruppe jetzt so flexibel sein kann, u.a. weil wir eben nur vier Mann sind. Ausserdem kann ich mit dieser Band eher meine Film-Ideen verwirklichen, als mit War‘. ‚War‘ ist irgendwie so stagniert, dass mir deren Musik fast aufgedrängt wurde, und ich mich nie richtig verwirklichen konnte. Aber das war von vorneherein klar, dass ich praktisch nur als Gast dort mitspielen wollte.
ME: Was ist mit deinen Film-Plänen los?
Eric: Well, ich habe schon seit Jahren den Wunsch, einen Film zu drehen und natürlich auch die Musik dazu zu schreiben. Aber das Hauptproblem war immer das Geld. Und ich habe auch jetzt noch nicht das Geld, um einen vollständigen Film machen zu können. Die Musik könnte ich zwar schon aufnehmen, aber was würden die Leute sagen, wenn sie mein Album kaufen würden und viele Fotos von dem Film sähen mit der ganzen Handlung, den Schauspielern etc., aber der Film noch nicht ‚mal halb fertig wäre.
ME: Wovon wird der Film handeln?
Eric: Ich habe drei oder vier Vorstellungen im Kopf. Sie sind sehr verschieden voneinander, und ich weiss noch nicht sicher, was ich davon verwirklichen werde …
Leider konnten wir uns nicht weiter unterhalten, weil Eric ins Audimax musste, wo im Vorprogramm bereits Jimi Witherspoon spielte. Burdon und ‚Spoon‘ sind langjährige Freunde, die zu ‚War‘-Zeiten schon ein gemeinsames Blues-Album aufgenommen hatten (‚Guilty‘). Hier in Hamburg spielten die beiden Gruppen jedoch einzeln, und Witherspoon stellte – genau wie Burdon – eine neue Band vor. Übrigens, Eric’s neues Album wird in ein bis zwei Monaten erscheinen.