CD-Platten


Das zweifelhafte Verdienst, die erste komplett defekt gefertigte CD und das offensichtlich ungeprüft – regulär bei uns herausgebracht zu haben, gebührt der Ariola. Die GREATEST HITS der Kinks (Ariola 880 018) sind in der vorliegenden Form auf Digitalplatte eigentlich eine Unverschämtheit. Die Subcodierung der 18 Titel ist völlig falsch, so daß man nur die ersten beiden Songs direkt anwählen kann: die Zeiten stimmen nicht: die CD läuft noch weiter, wenn mit „Apeman“ der letzte Song längst verklungen ist; schier unfaßlich schließlich: Selbst wo es von den Aufnahmen Stereo-Mischungen gibt („Autumn Almanac“. „Days“, „Lola“ usw.), überspielte man auf /Mono-Versionen! Bei den benutzten Bändern handelt es sich teilweise um Kopien von lausigster Tonqualität. Angesichts solch technischer Schlampereien auch noch mehr als 30 Mark zu verlangen, grenzt an moderne Wegelagerei.

Über den musikalischen Inhalt läßt sich nur sagen, daß mindestens die Hälfte der Songs zu den großen Pop-Klassikern aller Zeiten gehören. Warum macht sich dann niemand die Mühe, die auch in entsprechend technisch aufbereiteter Qualität anzubieten?

Klanglich alles andere als überwältigend sind auch die SMASH HITS der Jimi Hendrix Experience (Polydor 825 255-2). auch wenn hier keine scheußlich verzerrten Pseudo-Stereomischungen wie seinerzeit auf LP geboten werden, oder THE COLLECTION 1977-1982 von den Stranglers (Liberty CDP 7 46066-2). Letztere CD beweist wieder mal. daß nicht das Alter der Aufnahmen, sondern die Sorgfalt des Tonmeisters die entscheidende Rolle spielt.

MORRISON HOTEL von den Doors (Elektra 042-080) wurde zwar 1970 produziert, trotzdem ist die Klangqualität ungleich besser als bei vielen später produzierten Rock-Platten. Völlig überflüssig ist da die (vom Warner Bros.-Konzern bei seinen CDs offenbar systematisch vorgetragene) Entschuldigung, hier handle es sich „nur“ um Analogaufnahmen, deren Schwächen auf Digitalplatten halt offenkundig werden können. Ein paar Dezibel mehr oder weniger an Rauschabstand sind schließlich nicht entscheidend für die Klangqualität als solche.

Erfreulich, daß man nicht auch die Doors mit irgendwelchen Hit-Kompilationen auf CD vermarktet. Das scheint, wie die neuerliche Flut von Bestseller-Zusammenstellungen beweist, für viele Labelmanager der sicherste Garant für den Verkauf zu sein. Mittlerweile gibt es darum Waylon Jennings GREATEST HITS VOL. 2 (RCA PD 85325). die Eagles GREATEST HITS VOLUME 2 (Asylum 960 205-2). die GOLDEN YEARS von David Bowie (RCA PD 84792) und mengenweise andere CDs. bei denen sich einzelne Titel mit Doubletten überschneiden.

Angesichts der weltweit begrenzten Fertigungskapazitäten ist diese Hit-Strategie, die Vermarktern wie K-Tel nachempfunden zu sein scheint, nur schwer begreiflich. Noch gibt es hunderte und tausende von Pop- und Blues-, Rock- und Folk-Klassikern. die man endlich in vorzüglicher Überspielung auf Digitalplatte rausbringen sollte.

Da lobe ich mir die Veröffenilichungspolitik von ECM, wo man parallel zu Neuheiten auch wichtige Aufnahmen aus dem Back-Katalog anbietet wie DOLMEN MUSIC von Meredith Monk (ECM 285 459-2) oder John Surmans UPON REFLECTION (ECM 825 472-2). selbst wenn das keine platin-veredelten Bestseller wie die Eagles-Hits waren. ECM-Produzent Manfred Eicher überarbeitet anscheinend für den CD-Transfer die Bänder nochmals so. daß die optimale Klangqualität für die Wiedergabe auf Digitalplatte gewährleistet ist.

Was man wiederum bei der kürzlich auch auf CD erschienenen ONE OF THESE NIGHTS von den Eagles (Asylum 254 014) nicht tat. Im Vergleich zur 1975 erschienenen LP wirken hier die Höhen abgesenkt, und man vermißt jenes gewisse Quentchen mehr an Impulstüchtigkeit und Transparenz, das man vom überspielten Original-Master erwarten sollte.

Genau das bieten DESIRE von Bob Dylan (CBS/Sony 30 DP 307) und CARAVANSERAI (CBS/Sony 30DP301). vielleicht die beste aller frühen Santana-Platten. Genauso wie BLOOD ON THE TRACKS (CDCBS 69097) ist auch die jüngste Dylan-Wiederveröffentlichung der LP-Version technisch um einiges überlegen, während die genannte Santana-CD sogar wesentlich besser klingt.

Einziger Wermutstropfen: Beide CDs sind nur als Japan-Import für einen guten Zwanziger mehr als üblich bei „CD Corner“ von Saturn erhältlich, nachdem sich Manfred Scheerer als Chef dieser Abteilung darum bemüht, auch solche Import-Raritäten zu führen, wenn die deutsche CDs schon nicht lieferfähig ist. ABBEY ROAD von den Beatles oder JOURNEY THROUGH THE SECRET LIFE OF PLANTS von Stevie Wonder kann man bei dem Kölner Laden genauso kaufen wie einige Dutzend andere Import-Raritäten.