Charlie Charlie Sexton
Der Hype des Jahres schon im Januar oder doch the new Wunderkind from Austin, Texas? Für den Ansager, der Sexton einführte, als solle dieser gegen Sylvester Stallone höchstpersönlich in den Ring steigen, war die Sache klar. Das Publikumsinteresse dagegen hielt sich trotz ansehnlicher Vorab-Promotion (oder gerade deswegen?) in Grenzen — eine gut zur Hälfte gefüllte Markthalle —, und bedenkt man dann noch die üppig besetzte Gästeliste…
Alle, die Sexton als this year’s Billy Idol handeln, kamen immerhin schon im Rahmenprogramm auf ihre Kosten. Ob ironische Anspielung oder purer Zufall — unmittelbar bevor die Lichter erloschen und Charlie die Bühne enterte, ging vom Band Idols „Flesh For Fantasy“ über die PA.
Doch Sexton ließ sich nicht irritieren. Begleitet von einer vierköpfigen Standard-Rockband ging’s gleich mächtig zur Sache: „Impressed“, „Tell Me“ und „Pictures Of Pleasure“. Irgendwie aber war alles eine Nummer zu groß: Angefangen bei der Anlage (der Sound war o.k., aber die Lautstärke …) bis zu den gewaltigen Lichtbatterien, die auch größere Räumlichkeiten hinreichend hätten ausleuchten können. Und wenn Sexton namedropping (Keith Richards und Ron Wood, mit denen er bekanntlich schon das Vergnügen hatte) in seine Pausenmoderation aufnahm, hinterließ dies eher einen schalen Nachgeschmack, etwa: „Seht her, ich bin’s, Charlie, erst 17 und doch schon mit den ganz Großen die Sau rausgelassen…“
Ansonsten weiß sich Sexton durchaus zu verkaufen: Seine Bühnenpräsenz ist nicht gerade überragend, dennoch sagt die sparsame Sprache seiner schlaksigen 65—70 kg (eigene Schätzung!) mehr als viele seiner Worte. „Beat’s So Lonely“ und „Restless“ im vollen Technokraten-Fummel (volles Licht. Trockeneinsätze) kündigen schließlich den nahenden Vorhang an. Im Zugabenprogramm gibt’s dann ausgiebig Gelegenheit. Sextons Wurzeln zu orten: Elvis‘ „Don’t Be Cruel‘ in einer verschleppten, dann metallisch aufbrechenden Version — und auch David Bowie erfreut sich offensichtlich zu allen Zeiten, an allen Orten großer Beliebtheit beim Nachwuchs —- „Rebel, rebel, your face is a mess“?
Nun, das in diesem Fall sicherlich nicht, aber man sollte aus Sexton auch nicht mehr machen als er ist: Ein passabler Sänger, der vor allem in ruhigeren Passagen seine Momente hat — und ein ebensolcher Songschreiber, der zumindest in den amerikanischen Charts Verwirrung stiften sollte.
….. beat’s so lonely, I’ll be it’s lonely at the top …“ Bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg — und Sexton muß aufpassen, daß er unterwegs nicht mit einem Kolbenfresser im Straßengraben landet.