Charlie Daniels Band
Ein ungewohnter Anblick für die Bullen, die für „die Sicherheit“ der Markthalle und anliegender Bewohner zuständig sind und im allgemeinen nur Punks, Sicherheitsnadeln, schwarzes Leder und Skinheads sehen. Denn heute reiten auf Stahlpferden Cowboyhütte aller Farben und Größen, Cowboystiefel, Langhaarige, Bärtige, Jeans und auffallend viele Bräute ein. Southern Freaks im Anmarsch auf die total ausverkaufte Markthalle, in der selbst im kältesten Winter die Temperaturen noch texanisch sind Die Obercowboys lassen sich auch nicht lange bitten: zwei Drummer, zwei Gitarristen, Bassist und Keyboarder – drei davon mit ebenfalls riesigen Stetsons – laufen gemächlich; lässig auf die Bühne, vergessen für Stunden die Theke, satteln ihre Gerätschaft und ab geht die Rock-Kutsche. In Sekunden sind Fließband, Ärger, Streß vergessen – die Fans aalen sich in der Sonne von Georgia. Exzellenter Southern-Boogie rollt über die Bühnenkate direkt in die andächtig lauschenden Cowboy-Ohren & Herzen. Charlie (mit respektablem Bierbauch!!) und seine Kumpanen lassen die Kuh fliegen, leicht und swingend machen sie ihr Publikum an, man glaubt in einem Club der Südstaaten zu sein. Sie machen keine große Show, sie spielen mit gekonnt lässiger Intensität/ Energie. Charlie Daniels und Tom Crain werfen sich auf den Gitarren Ideen zu („Lonesome Boy From Dixie“ – eine Wahnsinnsnummer!), Taz Digregorio spielt nicht nur in „Funky Junky“ ein bestechendes Boogie-Piano, auch der Blues „No Potion For The Pain“ ist absolut kompetent gespielt, denn hinter diesen Frontleuten liegt der rockige, rollende Sound der beiden Drums, des Bass‘. Als Charlie dann endlich und langerwartet zur Fiddle greift, ist die Stimmung nicht mehr zu steigern. Neunzig Minuten Southern Time mit dem winzigen Schuß Westcoast in der Satteltasche. Da muß man einfach verzeihen, daß einige Texte der Daniels Band etwas rechtslastig sind. Aber erstens haben sie (z.B. „America“) die Songs nicht gespielt und zweitens hätte sie ohnehin kein Mensch verstanden. Denn – Hand aufs Herz – in den wenigsten Konzerten kann man die Texte verstehen, es sei denn, man kann sie schon vorher auswendig.