Cher schreibt „White Saviour“-Tweet über George Floyd – und entschuldigt sich später dafür
„(...) Bei Gott, es tut mir wirklich leid, wenn ich jemanden in der Schwarzen Community verärgert habe“, schreibt Cher nach ihrem kontroversen Tweet.
Aktuell läuft der Prozess um den Tod von George Floyd, der im Mai 2020 starb, nachdem ihm der Polizeibeamte Derek Chauvin neun Minuten lang mit seinem Knie in den Nacken zu Boden drückte. Der ehemalige Offizier Chauvin ist nun derzeit wegen Mordes angeklagt und muss sich vor Gericht behaupten. Viele Menschen verfolgen den Prozess um einen der brutalsten Fälle von tödlicher Polizeigewalt in den USA – so anscheinend auch Sängerin Cher. Diese postete am Freitag einen Text auf Twitter, in dem sie andeutete, dass sie den Tod von George Floyd vielleicht hätte verhindern können. „Ich habe mit meiner Mutter gesprochen und sie sagte: ‚Ich habe den Prozess gegen den Polizisten, der George Floyd getötet hat, gesehen und geweint’“, heißt es in dem inzwischen gelöschten Tweet. „Ich sagte: ‚Mom, ich weiß, dass sich das verrückt anhört, aber… ich habe immer gedacht, wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich helfen können.“
„Glaubst du, du hast irgendeine Art von magischer Fähigkeit?“
Es dauerte nicht lange, bis etliche Twitter-Nutzer*innen die Sängerin für ihre Aussage kritisierten und ihr einen „White Saviour“-Komplex vorwarfen – also das Phänomen des westlichen Retter*innen-Narrativs, demnach sich weiße Menschen oft berufen fühlen, Schwarzen Menschen in der Not zu helfen. Dies ist jedoch stark problematisch, da dies einerseits ein Überlegenheitsgefühl konstituiert und andererseits miteinschließt, dass Schwarze Personen sich nicht selber retten könnten. Als prominenteste Beispiele fungieren dabei die sogenannten Entwicklungshilfen, bei denen weiße Menschen in afrikanische Länder reisen, um dort bei Hilfsprojekten mitzuarbeiten. „Die Tatsache, dass junge Menschen, die meist nicht die notwendigen Qualifikationen besitzen, dennoch in Projekten der sogenannten ‚Entwicklungszusammenarbeit‘ eingesetzt werden, macht deutlich, welche Überheblichkeit des Globalen Nordens mit diesem Format einhergeht“, heißt es dazu auf der Website des Vereins „Brückenwind e.V.“.
Zu Chers Tweet schrieb eine Twitter-Nutzerin etwa: „Wenn der Feuerwehrmann, der versucht hat, einzugreifen, nicht erfolgreich war, hattest du sicher keine Chance.“ Sie fügte hinzu: „Was für ein Post!! Unfassbar. Glaubst du, du hast irgendeine Art von magischer Fähigkeit? Die Polizei würde niemandem erlauben, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen.“
„Bei Gott, es tut mir wirklich leid, wenn ich jemanden in der Schwarzen Community verärgert habe“
Nach der ausschweifenden Kontroverse um den Post formulierte die 74-jährige Musikerin einen weiteren Text, in dem sie sich jedoch zunächst nicht entschuldigte. So meinte sie: „Habe mit diesem Tweet gerungen, weil ich dachte, dass einige Menschen nicht verstehen würden, oder glauben, dass ein*e Entertainer*in ehrliche Emotionen über ein menschliches Wesen haben könnte, das leidet und stirbt, auch wenn es nur im Fernsehen gezeigt wird.“ Sie fügte hinzu: „Ihr wisst nicht, was ich getan habe, wer ich bin oder woran ich glaube. ICH KANN, ICH HABE, & ICH WERDE… HELFEN.“ Einige Zeit später meldete sich der Popstar ein weiteres Mal zurück – diesmal jedoch, um sich für ihre vorherigen Worte zu entschuldigen. „Ich habe gerade mit meiner Freundin Karen telefoniert“, schrieb sie. „Ich habe ihr gesagt, was passiert ist, und realisiert, dass man Leute verärgern und verletzen kann, wenn man nicht alles weiß, was ’nicht angemessen‘ ist. Ich weiß, dass sich Leute entschuldigen, wenn sie in der Klemme stecken, aber bei Gott, es tut mir wirklich leid, wenn ich jemanden in der Schwarzen Community verärgert habe.“