Chris Whitley
Es gibt Tage, da fühlt sich auch ein „Lonely Wolf“ einsamer, als ihm lieb ist. „Ich sitze in irgendeinem beschissenen Hotelzimmer und möchte am liebsten aus dem Fenster springen“, gesteht Chris Whitley und zieht noch mal an seiner selbstgedrehten Gauloises, bevor sie wieder ausgeht. Der Texaner hat einen weiten Weg hinter sich. Von Houston über Mexiko, Oklahoma, New York bis nach Belgien ist Whitley durch die Welt gezogen, nur er und seine Gitarre, soweit ihn die Cowboystiefel trugen. „Für eine Band hatte ich einfach kein Geld, ich war froh, selbst genug zum Überleben zu haben.“ Das Image des abgerissenen Straßentroubadours wirkt authentisch, der Blues steckt Whitley tief in den Knochen. Wenn er spricht, spricht er in sich hinein, auf der Suche nach einem klaren Gedanken. Zu klären gäbe es tatsächlich eine Menge. Denn der 34jährige, vor zwei Jahren noch als neue Blues-Größe im Gespräch, hat den Schwenk in Richtung Alternativ-Rock gewagt. Auf dem Album ‚Din Of Ecstasy‘ schleift er die Gitarre, bis sie aufheult und ächzt, spielt mit Feedback und Vibratos, vereint schroffe Psychedelic mit gezähmter Melodik. Jimi läßt grüßen, oder? „Das ist kein Hendrix-Tribute-Album“, korrigiert Whitley. „Ich imitiere ihn nicht, aber ich bin fasziniert von den Schwingungen, die er erzeugt hat.“ Whitley fühlte sich lange Zeit mißverstanden. „Die Leute betrachteten mich immer als einen Exoten, sie sagten ‚Whitley ist dieser komische Typ mit der Klampfe‘. Aber ich war eben schon als Junge von der elektrischen Gitarre fasziniert. Hendrix und Led Zeppelin waren meine Vorbilder, was man auf meiner neuen Platte auch heraushören kann.“ Akt. Album: ‚Din Of Ecstasy‘ (Sony)