Church – Hamburg, Fabrik
Sensation in Hamburg! In einem Konzert, für ganze acht DM Eintritt: Byrds, Moody Blues, Yardbirds, Lou Reed. Na ja, gut, nicht in natura, aber von ihnen allen (und noch einigen weiteren …) zumindest ein Extrakt, gekonnt in Ein-Klang gebracht und von erheblicher Sympathie.
Dabei hatten die vier Australier die denkbar schlechtesten Karten: LKW geknackt, Anlage futsch,-Brand im Tour-Bus, geopraphische Zickzack-Reise, totale Übermüdung.
Das auch in Europa immer mehr Zulauf findende Quartett „downunder“ längst ein Multi-Seller – kam schon optisch im Geist der Mittsechziger: Steve Kilbey (voc) im Tapetenhemd, Gitarrist Marty Willson-Piper als später Sky-Saxon-Verschnitt, Peter Koppes (g) gab den cool Schlummernden. Einzig Drummer Richard Ploog blieb unauffällig.
Sparsamste Lichteffekte, keine Krawall-Türme und vom ersten Ton an der Church-Sound, so, wie von den LPs THE CHURCH und THE BLUR-RED CRUSADE bekannt: unablässig plengelnder, perlender Dauerfluß der Saiten nach dem Strickmuster derer von McGuinn, und zumindest ein Drittel der Rückkopplungen (T-Shirt des Mixers: „Tygers Of Pan Tang“…) ging als Jeff Beck’sches Stilelement durch …
Das Feeling stets moody, bluesy, aber mit zugreifenden Tempo-Gegenstößen an den richtigen Stellen, und plötzlich scharrten erste Füße:
the Joint was jumping.
Was auf den Alben der Band wie latente Segelfliegerei anmutet, erhielt hier den kräftigenden Hilfsmotor, ohne dabei an Leichtigkeit zu verlieren. Klar, daß seitens des Publikums kräftigst in den sixties geschwelgt wurde, in Anbetracht einer Band, die so richtig was zum Schwarzärgern für Fortschritts-Lemminge verkörpert (feix!).
600 Zuschauer, vier Zugaben mit insgesamt sieben Songs: Ein Bad hauptsächlich in G- und D-Dur, ohne großen Wellengang, aber rundum erfrischend.