City Slang Festival


ENGLANDS SPERRSTUNDE HAT TATSÄCHLICH VORTEILE. WEGEN IHR WURDE DAS LONDONER Konzert zum 10. Geburtstag des City Slang-Labels auf zwei Tage verteilt. In Germany darf man länger feiern, und so wurde die Veranstaltung in Berlin mit allen sieben Bands an einem Abend durchgepeitscht. Noch dazu an einem wenig etablierten Veranstaltungsort. Schwierigkeiten ließen da nicht lange auf sich warten. Mangelnde Getränkeversorgung stellte das geringste Problem dar, schwerer wog die Unfähigkeit der Bühnentechniker. Mitunter verging eine Stunde, bis die nächste Band auf die Bühne trat. Die Folge: Schon nach den Gigs von Wheat und Freakwater hing man im Zeitplan hoffnungslos hinterher. Als Ira Kaplan von Yo La Tengo Opfer eines Stromschlags wurde, ertrank die Veranstaltung endgültig in Tragik. Kaplan verließ die Bühne nach drei Stücken und wurde nicht mehr gesichtet. Dass rund 2000 Fans ihr Kommen dennoch nicht bereuten, lag an Calexico. Joey Burns und John Convertino haben sich nicht nur aus dem Schatten ihres Giant Sand-Mitstreiters Howe Gelb gelöst, mit dem Album „Hot Rail“ stiegen sie auch unerwartet hoch in die Charts ein. Live traten sie mit stilechten Mariachi-Musikern auf, deren lebensbejahendes Trompetenspiel begeisterte. Lambchop hatten es schwerer. Die Murmelstimme von Kurt Wagner kam vor großem Publikum nicht zur Geltung, zudem merkte man der Band mangelnde Bühnenerfahrung an. So blieb es den Fläming Lips vorbehalten, das Fest mit fantasievollem Psychedelic-Noise-Pop inklusive Kunstblut-Patrone am Sängerkopf zu retten – da ging die Sonne auf.