Cliff barnes & The Fear of Winning – München, Alabama-Cafe
Auf der Bühne liegen echte und falsche Büffelschädel, überm Schlagzeug hängt eine Sprechblase, die zum Ritt in irgendein Wüsten-Kaff auffordert, und zur Einstimmung kommt die Peepshow-Szene aus „Paris, Texas“ vom Tonband. Ein schmächtiges Bürschlein tritt ans Mikro: „Hi, I’m Bruce Springsteen, this is ihe E-Street-Band and ihe next Song is called ,Born On A Pick-Up Truck‘.“
Der Kerl nennt sich Bobby Tnuana und ist Frontmann der ersten Country-Band für Leute, die mit Country noch nie etwas anfangen konnten. Gemeinsam mit Gitarren-Kumpel „Big Dog“ Doug LaTrine zog Bobby von Arizona nach Norddeutschland, die beiden suchten sich eine Band und pinkein als Cliff Barnes & The Fear Of Winning dem amerikanischen Traum, den Mythen von Cowboys oder Truckern und ihrem Präsidenten ans Bein. Daß sie mit satirischen Songs wie „No One’s Got An Asshole Like A Cowboy“, „Sex“, „Nancy And Ronnie/Fucking In The White House“ oder „I Married A Nymphomaniac“ in den Staaten gar nicht erst anzutreten brauchten, versteht sich von selbst. Umso besser kommt sowas hierzulande an, wo sich CB and FOW mehr als verdient darum gemacht haben, die Country-Musik vom Johnny-Faktor (Wayne, Cash, Denver) und dem Marlboro/Let’s Go West-Beigeschmack zu befreien. Live gelingt ihnen das mindestens so gut wie auf dem Debüt-Album THE RECORD THAT TOOK 300 MILLION YEARS TO MAKE: schmissiger Country-Rock (Betonung auf Rock), gute Sprüche, überzeugende Musiker und die ganze Palette von triefenden Balladen („Sad Songs“) bis zu „ZZ TOP ohne die Barte“ (Bobby). Neu im Programm und voll im Trend ist eine Cover-Version des Led Zeppelin-Klassikers „Whole Lotta Love“, die mit donnerndem Applaus begrüßt wurde und demnächst auch als Single zu haben sein wird. Joe Ely und Loudon Wainright werden live ebenfalls kurz zitiert, alles andere ist eigenes, durchgehend witziges Material mit Texten unter der Gürtellinie: die „Country-Antwort auf Prince“, Geschichten aus Bobbys Liebesleben und eine Hymne an Nastassja: I’m crazy about Kinski „I wanna give her a baby!“ Schweinisch gut.