Comeback ohne Kostüm: The Tubes


KÖLN. Das wußten schon die alten Römer: Ruhm ist nicht von Dauer, und die Zeiten ändern sich. Wie schnell sie sich ändern, wird am Beispiel dieser US-Band besonders augenfällig. Früher gastierten sie in großen Hallen. Die ultimative Bürgerschreck-Truppe war ein Glücksfall für jeden Veranstalter: ihre Shows pures Entertainment und bitterböses Rock-Theater. Die Musiker gnadenlose Profis, die mit geradezu beängstigender Perfektion ihr Spiel ohne Stil-Grenzen aufzogen. Sänger Fee Waybill war Blickfang und Frontmann extraordinaire: Er stolzierte als Punk auf halbmeterhohen Plateaustiefeln daher und „kopulierte“ mit seinen Background-Girls — Veitstänze zwischen Soft-Porno und Satire.

Das war gestern. Heute heißt es sparen. Das „Comeback Of The Year ’93“ (Tourplakat) fand in kleinem Rahmen statt. Zwar vor ausverkauftem Haus (1500 Zuschauer), aber mit einem Programm, das auf Showeffekte gänzlich verzichtete. Stattdessen eine Liveband, die trotz sechsjäh- ¿

nger Buhnenabstinenz nichts von ihrer Klasse verloren hat. Die in Originalbesetzung angetretenen US-Rocker spielten Uhrwerk. Daß der Tournee-geschwächte Waybill nicht bei Stimme war, fiel bei diesem Programm kaum auf. Die Soli wurden länger, der Keyboarder entlastete den exaltierten Frontmann, von dem man nie weiß, ob er am Ende des Sets noch bei der Band ist. Die Tubes, zur Zeit ohrte Plattenvertrag, blieben ihren Fans nichts schuldig: Von „Amnesia“ bis „Attack Of The Fifty Foot Woman“, von „Don’t Touch Me There“ bis „White Punks On Dope“ präsentierten sie alle ihre Konzertklassiker. Daneben auch neues Material wie den Öko-Song „Fishhouse“. Die rechte Stimmung wollte trotzdem nicht aufkommen. Denn das war nur die Pflicht und nicht die Kür. Für ein überzeugendes Comeback zu wenig.