Concert for George London, Royal Albert Hall


Ergreifend: Mit einem ganz großen Abend verabschiedet die internationale Rock-Aristokratie den "stillen Beatle".

Zwei Momente sind es, die auch dem Hartgesottensten das Wasser in die Augen treiben. Der eine: Als Sir Paul McCartney nach zwei Strophen „Something‘. vorgetragen allein und luftig-leicht zur Ukulele swingend. zurücktritt und die Band den Song übernimmt. Augenblicklich mutiert die Royal Albert Hall zur feierlich-andächtigen Kathedrale. 5.000 Menschen erheben sich von ihren plüschgepolsterten Sesseln, und eine regelrechte Hitzewelle durchströmt den altehrwürdigen Konzertpalast [„Als säße man mitten in einer riesigen Mozartkugel“ so ein Besucher]. Das Saallicht bleibt während der drei Stunden an, wird nur leicht gedimmt. Schließlich wollen alle, die da auf der Bühne und die davor. George gemeinsam verabschieden -jeder kann jedem ins Gesicht sehen. Zunächst spielt ein indisches Orchester, geleitet von Ravi Shankars Tochter Anouschka; der 82-jährige Vater sitzt während seiner extra für diesen Anlass geschriebenen Suite an der Bühnenseite andächtig neben Olivia Harrison. Jeff Lynne steuert zur ersten, östlichen Konzerthälfte ein fragiles, bewegendes „The Inner Light“ auf der Akustikgitarre bei. Kurze Unterbrechung, adäquate Pausenclowns: das Monthy-Python-Ensembte. Und dann versammeln sich unter dem riesigen George-Porträt mehr als zwei Dutzend seiner Weggefährten: Eric Clapton natürlich, der den Abend als kompetenter und angenehm zurückhaltender Musical Director moderiert und lediglich beim aufwühlenden „While My Guitar Gently Weeps“ in den Vordergrund tritt; Tom Petty und seine Heartbreakers, die mit einem fulminanten „Taxman“ dem „Concert for George “ die nötige R’n’R-Dosis injizieren; Joe Brown, dessen Folkgitarre „Here ComesThe Sun“ zelebriert; Ringo, der den alten Freund mit „Photograph“ ehrt; Billy Preston. dessen inbrünstiges „Isn’t It A Pity“ gottgefällig gospelt; Jeff Lynne, Paul McCartney. Jools Holland, Klaus Voormann am Bass, Ray Cooper, Gary Brooker, Albert Lee, Andy Fairweather-Low, Jim Keltner… In den Logen: Sir George Martin, Tom Hanks, Elvis Costello, Dave Grohl. Annie Lennox, Bill Wyman, BobGeldof…

Der zweite Moment: Georges Sohn Dhani Harrison beginnt mit „My Sweet Lord“, nach wenigen Takten schon wiegt sich die riesige Trauergemeinde zum mächtigen Groove, jubiliert im Chorus, und 5-000 Menschen tanzen, strahlen, lächeln Tränen. Oben auf der Balustrade taucht ein Transparent aus der Menge auf: „My Sweet George“. Weiß Gott, sie haben ihn wirklich geliebt.