Conchita Wurst im Interview: „Für die richtige Rolle würde ich mir den Bart abrasieren“
Ab dem 08.09. ist der Film zur Serie „Absolutely Fabulous“ in den Kinos zu sehen. Im ME.Movies-Interview spricht Conchita Wurst – die dem Model Jourdan Dunn für den Film ihre Stimme geliehen hat – unter anderem über die Bedeutung der Serie für die Gay-Community.
Seit den 90er-Jahren zieht das Duo Edina Monsoon (Jennifer Saunders) und Patsy Stone (Joanna Lumley) die Zuschauer der Serie „Absolutely Fabulous“ mit schlagfertigem Humor, extravaganten Outfits und viel Champagner in ihren Bann. Die letzte „Absolutely Fabulous“-Folge flimmerte 2012 über den TV-Bildschirm, nun ist das Duo mit dem Film zur Serie zurück. Und in „Absolutely Fabulous – Der Film“ geht es mehr als je zuvor um die Modewelt.
Die Handlung: Kurz vor der Fashion Week feuert Kate Moss ihren PR-Agenten. Patsy wittert ihre Chance und versucht, Kate in ein Gespräch zu verwickeln. Dabei schubst sie das Model allerdings in die Themse. Kate Moss taucht nicht mehr auf und Patsy und Edina müssen sich vor der Polizei verstecken.
„Absolutely Fabulous“ konnte neben Kate Moss zahlreiche weitere Models sowie Designer und Blogger für Cameo-Rollen engagieren. Für die – wenn auch sehr kurze – Rolle als Synchronstimme von Model Jourdan Dunn konnten die Macher Conchita Wurst gewinnen. Für me.Movies haben wir Conchita Wurst im Soho House Berlin getroffen. Im Interview spricht die österreichische Künstlerin über ihre Sozialisation mit „AbFab“ und die Arbeit an dem Film.
me.Movies: Wie bist du mit „Absolutely Fabulous“ in Berührung gekommen?
Conchita Wurst: Ich bin schon vor langer Zeit mit der Serie in Berührung gekommen. Meine Freunde haben irgendwann angefangen, AbFab zu zitieren. Dann kam ich darauf, dass diese Sprüche aus einer Show sind, fand meine Freunde zwar weniger lustig – aber immerhin haben sie gut imitiert. Es ist eine Art von Humor, die zum Denken anregt. Gerade das Mutter-Tochter Verhältnis von Edi und Patsy ist alles andere als herzlich und wohlwollend. Ich kann mich in manchen Situationen bei der Show wiederfinden und denke mir, dass ich darüber eigentlich nicht lachen sollte. Das finde ich so toll, man sieht es und konsumiert es. Aber Jennifer Saunders bietet einem die Möglichkeit, einen Schritt zurück zu treten und nachzudenken. Es gibt PR-Frauen, die tatsächlich so funktionieren und arbeiten wie die Leute in der Serie. Deshalb bin ich in vielerlei Hinsicht ein großer Fan – nicht zuletzt, weil es wirklich lustig ist.
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„Absolutely Fabulous“ ist besonders in der LGBTQ-Community beliebt. Wie kannst du dir das erklären?
Es ist nun mal so, dass eine große Anzahl der Fans aus der Gay-Community kommt. Ich kann nur für mich sprechen, dass ich mich mit starken Frauen sehr gut identifizieren kann. Und das sind Patsy und Edina definitiv, ob sie sich nun gut benehmen oder nicht. Sie haben zumindest einen lukrativen Job, wohnen in teuren Häusern, tragen tolle Klamotten, haben was zu sagen und ziehen ihr Ding durch. Als die Serie Anfang der 90er-Jahre on air ging, war es revolutionär, dass sich zwei Frauen aufführen wie Kerle.
Ich denke, dass die Gay-Community die Show so liebt, weil diese Frauen kämpfen müssen. Und zwar täglich. Alle starken Frauen dieser Welt, alle Frauen in Führungspositionen dieser Welt, Frauen per se müssen kämpfen, um ein gleiches Gehalt zu bekommen. Und wenn sie dann auch noch tough sind und wissen, was sie wollen, gelten sie als zickig. Dieser Antrieb, ständig gegen diesen Wind zu arbeiten, kennen wir aus der Gay-Community zu gut. Wenn man irgendwo im selben Boot sitzt, ist man auch ein Team.
Wie hast du dich auf die Synchronisation von Jourdan Dunn vorbereitet?
Um ehrlich zu sein: Nicht sonderlich viel. Ich kannte Jordan Dunn schon vorher von Fotos und aus einigen Interviews. Ich habe zum zweiten Mal synchron gesprochen, beim ersten Mal war es für einen Kinderfilm und einen fiktiven Charakter – da hat man mehr Spielraum. Eine reale Person kann man eben nicht noch einmal erschaffen, man kann sich nur so gut es geht an sie anlehnen. Ich habe versucht ihre Sprachmelodie zu imitieren und das Timing hinzukriegen, denn das erfordert sehr viel Konzentration. Es ist definitiv anstrengender, lebende Menschen zu synchronisieren.
Könntest du dir vorstellen, auch selbst einmal vor der Kamera zu stehen?
Synchronisieren macht mir sehr viel Spaß, aber ich würde auch gerne mal vor der Kamera stehen. Ich weiß, dass ich nicht alle Rollen spielen könnte. Zum einen sind aber die Rollen für bärtige Frauen relativ imitiert und zum anderen habe ich noch nicht das richtige Angebot bekommen, um mir den Bart abzurasieren. Wenn es eine gute Rolle und ein gutes Angebot im Sinne davon ist, dass es ein Charakter ist, mit dem ich mich identifizieren kann, würde ich es machen. Ich würde es lieben wie Lady Gaga in „American Horror Story“ einen Bösewicht zu spielen.
Mit wem kannst du dich eher identifizieren: Mit Patsy oder Edina?
Patsy. Ich liebe Patsy, wenn ich alt bin, will ich wie Patsy werden. Meine Großmutter ist auch wie sie. Nicht, dass sie zu viel trinken würde, sie raucht auch nicht. Sie hat aber auch diese elegante Strenge. Ich selbst erkenne mich immer dann in Patsy wieder, wenn es darum geht, große Besitzansprüche an Edi zu haben. Das kenne ich, wenn meine Freundinnen mit ihren Boyfriends verabredet sind und ich eigentlich ausgehen will.
„Absolutely Fabulous – Der Film“ läuft am dem 08. September in den deutschen Kinos.