Coverversionen. Album-Artworks unter der Lupe. Diesmal: Still no. 1 von Slut .


„Es sieht irgendwie schrecklich aus , befand der „Donaukurier“, die Heimatzeitung der Ingolstädter Slut, über das Covermotiv von deren neuem Album still no. 1. „so eine schreckliche Seite“ habe man von Slut bisher gar nicht gekannt „Das fand ich schon recht lustig“, gesteht Slut-Keyboarder/Gitarrist Rene Arbeithuber, selbst Maler(guck: www.xh0ch4.de/leinwand.“.html), der in seinen Werken auch nicht selten in Abgründe blickt. In der Tat strahlt Sigurd Wendlands Gemälde „Deckung“, das die Band für das Cover ausgewählt hat, eine beklemmende Atmosphäre aus, wie sie doch relativ ungewohnt ist in den Visuals von Slut. Sigurd Wendland, 58, gebürtiger Münsteraner, lebt und arbeitet seit Anfang der 80er Jahre in Berlin. Wendland hat an der Kölner Werkschule und der Berliner Hochschule der Künste studiert und war Meisterschüler bei Fred Thieler. In seinen Arbeiten setzt er sich radikal sozialkritisch mit modernen Lebenswelten auseinander, „Ihre Bilder kann man ja in keiner Bank aufhängen“, wurde ihm kürzlich gesagt, und das könnte tatsächlich schwierig werden: Ganzkörperdildos, kopulierende Körper mit entstellten Fratzen-Wendlands Kunst ist keine leichte Kost, und das will sie auch nicht sein. „Kunst hat, genau wie Literatur, den Auftrag politisch einzuwirken“, sagt Wendland. Er begrüßt, dass die deutsche Kunst seit Ende des Kalten Krieges wieder narrativer, gegenständlicher wird und sich einmischt. „Deckung“ (Öl auf Leinwand) ist 2006 entstanden und im Original 150 mal 210cm groß. Jugendliche spielen eine zentrale Rolle In Wendlands Werk, Insignien der Jugendkultur wie der Kapuzenpulli finden sich in vielen seiner Bilder. .Jugendliche, die ach zur Wehr setzen, die nicht mehr alles mit sich machen lassen, interessieren mich“, sagt Wendland, der selbst immer wieder Kontakt und Austausch mit Berliner Jugendlichen sucht. Die Jugendlichen auf „Deckung“ haben offenbar rebelliert – sie tragen bizarr und aggressiv verfremdete Symbole der amerikanisch/westlichen Konsumkultur, Santa Claus und Micky Maus, wie Demonstrationszeichen, wie aufgespießte Schädel als Feldzeichen in einer Schlacht—, sind aber in die Defensive gedrängt. Dass sie die weiße Fahne schwenken, müsse aber nicht Kapitulation bedeuten, sagt Wendland:“Vielleicht signalisieren sie damit Gesprächsbereitschaft. Oder vielleicht heißt es: Für dieses Mal geben wir nach,aber wir schlagen zurück, wenn wir stärker sind.“

Interessanterweise bedingen neben dem offenbar mumifizierten Santa-Claus-Kopf besonders die Micky-Ohren auf dem skelettierten Mäuseschädel den verstörenden Effekt des Bildes. Die niedlichen Kindchenschema-Ohren der uramerikanischen Heile-Welt-Pop-Ikone auf einer verzerrten Fratze-ein subtiler Schockeffekt, mit dem auch schon der österreichische Künstler Gottfried Heinwein spielte, als er Marilyn Manson die Mausohren aufsetzte. „Etwas Vielschichtiges, Filigranes“ hätten sich Slut für das Album-Cover gewünscht, sagt Rene Arbeithüber. „Wir wollen ein Bild, das man oft und lange anschauen kann und in dem man dabei immer wieder etwas Neues entdeckt.“ Auf Sigurd Wendland konnten sich die fünf als Band sofort einigen. Das expressiv Protesthafte in Wendlands Malerei passe gut zu den Texten des Albums, meint Arbeithuber. „Auch darin geht es um verschiedene Lebensentwürfe, die ignoriert oder angenommen werden.“ Wendland seinerseits gefiel die Musik von Slut auf Anhieb, als sie ihm mit der Anfrage das neue Album schickten. Auch die erste Single „If I Had A Heart“ ziert ein Wendland-Bild, in Zukunft soll die Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und der Band weiter gehen: Demnächst stellt Sigurd Wendland im Kunstverein Ingolstadt aus, weitere Projekte sind in Planung.

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