Covervisionen


It's Blitz von den Yeah Yeah Yeahs fotografiert von Urs Fischer

1 Der Künstler

Das Coverfoto des jüngsten Albums der drei New Yorker stammt von Urs Fischer, 36, einem in New York lebenden Installationskünstler Schweizer Herkunft. Fischers Installationen bestehen meist aus Alltagsgegenständen, die er, ähnlich Joseph Beuys, in einen Zustand der Veränderung setzt. So war seine Installation „House of Bread“ ein aus hunderten Brotlaiben gebautes Haus, das während der Ausstellung von Kanarienvögeln verzehrt wurde. Die Installation „What if the Phone Rings“, die zwischen 2001 und 2003 entstand, bestand aus lebensgroßen Frauenkörpern nachempfundenen Kerzen, die vor den Augen der Besucher langsam dahinschmolzen.

2 Die Idee

Mit Fischer hat die Band erstmals.einen Künstler aus ihrer Heimatstadt ein Albumcover gestalten lassen. „Ich liebe die Idee von Sonic Youtb, auf jedem Cover ein Werk eines New Yorker Künstlers abzubilden“, sagt Sängerin Karen O. “ Wir möchten eine ähnliche Richtung einschlagen. Für diese Platte wollte ich eine Momentaufnahme, einen Schnappschuss von einem rohen, flüchtigen Moment.“ Bereits die Cover der Vorgängeralben hatten künstlerischen Anspruch. Das Cover von FE VF.R TO TEL1. (2003) zierte eine Collage des Punk-Künstlers Cody Critcheloe. Für das zweite Album SHOW YOUR BONES (2006) bat die Band ihre Fans um Design-Vorschläge im Motiv einer Flagge und versprach, alle eingesendeten Werke im Booklet abzubilden.

3 Die Hand

Die Hand gehört natürlich Yeah-Yeah-Yeahs-Frontfrau Karen Lee Orzolek alias Karen O. Klappt man das Booklet in der Mitte auf, kann man den schleimigen Abschluss des Photoshoots in Gestalt von Karen Os bekleckerter Hand betrachten. Stilistisch erinnert die Aufnahme —wenn man sich daran erinnern lassen will – an das Cover von Panteras VULGÄR DISPLAY OF POWER, das die Momentaufnahme eines Kinnhakens und eines sich im Moment des Einschlags verformenden Gesichts darstellt.

4 Das Ei

Der von ihr gewünschte „rohe“ Moment ereilte Karen O im Wortsinn. “ Wir haben die Idee zusammen ausgearbeitet“, erklärt sie, dabei verfiel man auf das Bild eines unter der rohen Gewalt einer quetschenden Hand zerplatzenden rohen Eis. “ Leider ist es unmöglich, ein intaktes Hühnerei mit einer Hand zu zerdrücken.

Wir mussten ein kleines Loch in die Schale stechen – deshalb spritzt auch alles nach oben.“ Tatsächlich ist es aufgrund der Statik eines Hühnereis unmöglich, es mit nur einer Hand und ohne weiteres Fremdeinwirken zum Platzen zu bringen. In einem heiklen Selbstversuch durfte das auch der Autor feststellen, der sich beherzt ein Bio-Ei schnappte und versuchte, es Karen O gleichzutun. Dieses Phänomen hat mit der Form der Schale und den angewendeten Kräfte beim Drücken zu tun: Diese sind so genannten vektorielle Kräfte, die in unterschiedliche Richtungen mit unterschiedlicher Kraft auf das Ei einwirken. Bei einem runden (oder wie hier ovalen) Körper verteilen sich bei Druck von allen Seiten die vektoriellen Kräfte jedoch mit gleich bleibender Kraft über die gesamte Form des Körpers, was als Gegendruck wirkt und somit jegliche einwirkenden Kräfte wieder aufhebt.

5 Der Titel

Der Titel It’S BLITZ! ist ein Wortspiel mit dem englischen Wort „bliss“ (Glückseligkeit), das phonetisch mit der Aussprache von „blitz“ verwechselt werden kann; das aus dem Deutschen importierte Wort steht im Englischen wie hierzulande für etwas „blitzschnell“ vor sich Gehendes, hat aber auch – ursprünglich – martialische Konnotationen und steht für Überraschungsangriff, den „Blitzkrieg“ und „Luftangriff“. Im Yeah-Yeah-Ycahs-Kontext soll es die raue Energie der Band herausstreichen, über die die tanzbare Pop-Produktion der neuen Platte tunlichst nicht hinwegtäuschen soll: „Das T2 in ITS BLITZ.‘ ist sehr wichtig“, betont Karen O. „Wirhaben zwar ein wesentlich poppigeres und tanzbareres Album als unsere vorhergehenden aufgenommen, aber hinter der glatten Produktion steht nach wie vor Punk – darum das TZ. Die Leute sollen sich nicht allzu sicher fühlen mit all dem Pop.“

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