Cowboy Junkies
Danke, daß ihr gekommen seid, wir haben nicht so viele Leute erwartet. “ Margo Timmins, Sängerin der Cowboy Junkies. senkt den Blick zu Boden, und ein verlegenes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Der Schlußsatz eines Konzerts der Spitzenklasse war Charakteristik genug für das scheue, zurückhaltende Wesen der ungewöhnlichen Band aus Kanada. An diesem Abend in der Münchener Manege gönnen sich die Cowboys Junkies noch nicht einmal einen Auftrittsapplaus. Als das Publikum bei schönstem Biergartenwetter in die stickige kleine Halle strömt, sitzen die sechs Musiker bereits auf der Bühne und spielen – als ob sie lediglich zur Hintergrundbeschallung angeheuert wären.
Beiläufig überhören konnte sie die folgenden 90 Minuten lang jedoch keiner. Die sanft schleichenden Blues-Adaptionen der Cowboy Junkies haben etwas Hypnotisches an sich. Wer die TRINITY SESSIONS auf dem heimischen Plattenteller schon mit verzücktem Vergnügen belauscht hat, verfällt im Konzert in traumhafte Trance. Die Cowboy Junkies auf der Bühne, das ist ein intimes, einmaliges Erlebnis, bei dem der Zuschauer unweigerlich zum Voyeur wird. Michael Timmins meditiert mit gesenktem Kopf über seiner Gitarre, Jaro Czerwinec streichelt andachtsvoll sein Akkordeon, und dann ist da natürlich noch Margo, die
Sängerin mit der filigran melancholischen Stimme, die jeden noch so bodenständigen Blues-Rhythmus in sphärische Höhen entrückt.
Mit ungezähmten blonden Locken, im langen Rock, das obligatorische lila Fransentuch um den Hals, steht sie auf der Bühne wie die Frau aus der WG nebenan. Neben ihr ein spitzenbedecktes Beistelltischchen, darauf ein Fliederzweig und eine brennende Kerze. Margo Timmins hat etwas Engelsgleiches, nicht nur wenn sie singt. „You’re wonderful!“
tönt es aus dem Publikum. Sie wirft einen ihrer kurzen scheuen Blicke in die Menge und vergräbt ihren Kopf zwischen den Armen, um sich erneut vom schleppenden Rhythmus hin- und herwiegen zu lassen. Die Musik der Cowboy Junkies ist pures Gefühl, sie haben es nicht nötig, ihre Zuhörer mit Hits zu gewinnen. Neue, unbekannte Nummern bringen die Anwesenden genauso zu sakralem Schweigen wie ihre großartige Cover-Version des Lou Reed-Klassikers „Sweet Jane“. Das ist der echte Blues, leise und unsagbar traurig, nicht aufgesetzt und sentimental.
Eineinhalb Stunden melancholischer Zauber, der sogar vergessen ließ, daß man die zarte Musik der kanadischen Kammermusiker lieber nicht stehend in einer kargen Halle hören sollte. Bei soviel Andacht auf der Bühne schien sogar der heftige Schlußapplaus fehl am Platz.